Mo., 30.01.12 | 04:50 Uhr
Das Erste
Weltspiegel
BIRMA / MYANMAR: Im Rekordtempo zur Demokratie?:
Autor: Robert Hetkämper / ARD Singapur
Die Weltöffentlichkeit ist verblüfft. Niemand hätte für möglich gehalten, dass Südostasiens älteste Militärdiktatur binnen Monaten eine Reform nach der anderen verkündet. Und so hat das Jahr 2012 auch für die Menschen in Myanmar gut begonnen. Nach 50 Jahren Isolation und Repression scheint das Regime jetzt ganz schnell große Schritte in Richtung Demokratie zu gehen: Politische Gefangene wurden entlassen, die Aussöhnung mit den vielen ethnischen Minderheiten auf den Weg gebracht und Wirtschaftsreformen samt der Gründung von Gewerkschaften angekündigt. Besonders erstaunlich - und im alten Burma undenkbar - ist die Annäherung der regierenden Generäle an die Friedensnobelpreisträgerin Aung Suu Kyi, Ikone der Opposition und Führerin der Demokratiebewegung. Nachdem auch die rigide Pressezensur etwas gelockert wurde, hat sich ARD-Korrespondent Robert Hetkämper sofort auf den Weg nach Rangun gemacht. Für den "Weltspiegel" wird er die Aufbruchstimmung im Land einfangen und fragt nach, ob die Birmanen tatsächlich an einen „politischen Frühling" in ihrer bislang abgeschotteten Heimat glauben.
KUBA: Glanz und Elend Havannas: Autor: Stefan Schaaf / ARD Mexiko
An diesem Wochenende treffen sich die Kommunisten Kubas zu ihrer ersten Nationalen Konferenz. Viele Kubaner hoffen, dass bei diesem Kongress weitere Reformen beschlossen werden. Havannas weltberühmte Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, könnte davon profitieren: Private Investitionen könnten den Erhalt der historischen Innenstadt sichern, die in vielen Teilen immer noch einer Ruinenlandschaft gleicht. Besonders die Wohnhäuser sind in einem erschreckenden Zustand, viele von ihnen sogar akut einsturzgefährdet. Erst seit letztem November ist es für Kubaner legal, Wohnungen oder Häuser zu kaufen und zu verkaufen. Seit Jahrzehnten bemüht sich eine Behörde in der Altstadt um die Restaurierung der Kolonialbauten - zum Teil mit beachtlichem Erfolg. Aber die Instandsetzung von Fassaden, Kirchen und Palästen kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Havanna Glanz und Elend dicht beieinander liegen.
USA: Keine Ärzte für die Armen: Autor: Udo Lieslischkies / ARD Washington
Dr. Cecil Walkes hat vor 24 Jahren seine lukrative Privatpraxis in Texas aufgegeben, um gegen ein kleines Festgehalt als Arzt der Bezirksverwaltung denen zu helfen, die sonst niemand behandeln würde. Jetzt ist er 76 und ziemlich müde von all dem menschlichen Leid, das ihm täglich begegnet, und der Hoffnungslosigkeit, verursacht durch ein zynisches, nur rudimentär vorhandenes Gesundheitssystem. Er will nicht in Rente gehen, weil es dann weit und breit keinen Arzt mehr gibt, der Schwerkranke behandelt, wenn sie aus dem staatlichen Gesundheitssystem rausfallen. Und das sind sehr viele Menschen mit Billigjobs im reichen Ölstaat Texas. Schon wer mehr als 191 Dollar im Monat verdient, muss Arztrechnungen und Medikamente selbst bezahlen, wenn er nicht krankenversichert ist. Und wer kann sich eine teure Versicherung bei so geringen Einkünften leisten? Präsident Obamas Gesundheitsreform wurde von den Republikanern torpediert, die auch jetzt im Vorwahlkampf die Einführung einer Krankenversicherung für alle als sozialistisch ablehnen und verhöhnen. Der Erhalt von menschlichem Leben scheint im brutal-kapitalistischen Gesundheitsbusiness der USA nur noch den Reichen und Gutverdienern zuzustehen. Unser "Weltspiegel"-Korrespondent Udo Lielischkies hat Dr. Walkes bei seinen Visiten begleitet und uns einen erschütternden Bericht geschickt.
IRAN: Der Preis der Sanktionen: Autor: Martin Weiss / ARD Teheran
In dieser Woche verhängte die Europäische Union die bisher schärfsten Sanktionen gegen den Iran: Ab dem 1. Juli wird ein totales Importverbot für iranisches Öl gelten und alle Konten der iranischen Zentralbank sollen eingefroren werden. Zusammen mit den seit 2005 verhängten Sanktionen soll die iranische Wirtschaft erheblich getroffen werden. Erste Auswirkungen spüren die Menschen in Form von enormen Preissteigerungen schon seit geraumer Zeit: Benzin hat sich um das Dreifache verteuert und auch die Preise für Brot und Milchprodukte haben sich in den vergangen Jahren verdoppelt. Und die iranische Währung, der Rial, befindet sich im freien Fall. Sogar in einer der stolzen Traditionsbranchen des Landes, der Teppichindustrie, sind die Auswirkungen der Sanktionen deutlich zu spüren.
AFGHANISTAN: Banger Blick in die Zukunft: Autor: Gábor Halász / ARD New Delhi
Sie werden gehen, die internationalen Soldaten. Am 1. Februar beginnt die Bundeswehr damit, einen Teil ihrer Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Auch die anderen Nationen beenden nach und nach ihren Einsatz, der bis Ende 2014 abgeschlossen sein soll. Und was passiert dann? Kehren die Taliban zurück und alles war vielleicht umsonst? Kann der Westen Afghanistan sich selbst überlassen? Mit dieser Frage reist ARD-Korrespondent Gábor Halász durch das Land und spricht mit ganz normalen Bürgern: einer jungen Lehrerin und ihrer Familie, einem Internetblogger, der die Taliban hasst und lieber übers Salsa tanzen als den Krieg nachdenken möchte, und einer Frauenrechtlerin, die sich Sorgen um die Zukunft macht. Sie repräsentieren die afghanische Zivilgesellschaft, die dankbar ist für jeden Fortschritt, der mit den fremden Soldaten kam: neue Schulen, neue Brunnen, Kampf um die Achtung der Frauenrechte und vieles mehr. Was wird sich daraus entwickeln, wenn die Afghanen ab 2014 ihren Weg alleine gehen?
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