Mo., 20.02.17 | 04:50 Uhr
Das Erste
Schnappschuss Mexiko: Auf Corruptour
Teure Prachtstraße, glitzerndes Gebäude, hässliches Denkmal. Was sie verbindet: schwindelerregende Kosten – auch, weil auf Teufel komm raus bestochen, betrogen und bereichert wird.
Juan Manuel Casanueva, Stadtführer Corruptour: "Wir haben die Corruptour erfunden, um die Korruption in Mexiko an realen Orten sichtbar zu machen. Wir erzählen unseren Gästen, wer wo die Hand aufgehalten hat und wie wir alle von der Korruption betroffen sind."
Allen Korrupten voran, gelten in Mexiko die Regierenden als schlechte Beispiele für gewissenloses Handaufhalten. Der Bus fährt zuerst zur Privatvilla von Präsident Peña Nieto. Für sieben Millionen Dollar hat ein Stararchitekt seiner Familie das etwas großzügiger angelegte Domizil in die Stadt gebaut, und der Staatschef konnte nie erklären, wo er das Geld dafür herhat. Jahrelang wehrte er sich, bis er schließlich doch auszog, aber Konsequenzen für seine Karriere hatte die Geschichte keine.
Manuel Casanueva von Corruptour: "Korruption ist das größte Problem Mexikos, denn sie führt zu anderen Probleme. Hinter fast allen großen Verbrechen oder Justizskandalen steht Korruption."
Der größte Skandal der letzten Jahre ist, wie Regierung und Justiz mit dem Verschwinden von 43 Studenten umgehen. Polizisten überfielen vor zweieinhalb Jahren deren Bus, beschossen die flüchtenden Studenten und verschleppten 43 von ihnen. Offenbar sind sie alle tot. Doch vom ersten Tag an wurde nur halbherzig ermittelt und die Öffentlichkeit belogen. Trotz jahrelanger Proteste schafften es Anwälte, Politiker und Polizisten sich gegenseitig zu schützen – in Mexiko eine sehr verbreitete Form von Korruption.
Zehn Haltestellen fährt die Corruptour an: Die Sozialversicherung, die Medikamente zu dreimal so hohen Preisen einkaufte wie nötig, weil Einkäufer und Verkäufer Millionen in die eigene Tasche steckten. Die U-Bahnlinie 12 bei deren Bau Geld abgezweigt wurde und die sofort nach Fertigstellung saniert werden musste, weil schlechte Baustoffe verwendet wurden. Oder den Fernsehsender Televisa, der gegen gute Bezahlung Top-Berichte über die Regierung sendet.
Autor: Peter Sonnenberg, ARD Mexiko-Stadt
Stand: 13.07.2019 23:26 Uhr
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