Sierra Leone nach der Ebola-Epidemie
Afrika-Korrespondentin Sabine Bohland berichtet zum ersten Mal wieder aus Sierra Leone. Vor wenigen Wochen hat die Regierung offiziell das Ende der Ebola-Epidemie erklärt.
Mit welchen Gefühlen sind Sie und Ihr Team in das Land gereist, in dem bis vor kurzem eine solch tödliche Krankheit grassierte?
Uns allen war ein wenig unwohl. Wir wussten zwar, dass das offizielle Ende der Ebola-Epidemie kurz bevorstand und es auch seit mehr als 5 Wochen keinen neuen Fall im Land gegeben hatte, dennoch: Eine Restsorge war da.
Was waren Ihre ersten Eindrücke bei der Einreise?
Schon im Flugzeug sollten wir ein Formular ausfüllen, in dem wir genauestens Auskunft über unseren Gesundheitszustand geben mussten – das ist allerdings überall in Afrika mittlerweile Standard. Am Flughafen selbst wurde uns direkt Fieber gemessen, dreimal insgesamt. Und überall – nicht nur am Flughafen – stehen Wassereimer und Seife. Um das etwa stündliche Händewaschen kommt man nicht herum. Die Menschen gehen aber mit all dem gelassen um. Die positive Haltung steckt schnell an!
Haben Sie bestimmte Sicherheitsvorkehrungen beachtet?
Anfangs waren wir sehr zögerlich mit Händeschütteln. Dafür haben auch alle Verständnis, obwohl die meisten Sierra Leoner untereinander keine Berührungsängste mehr haben. Außerdem hat jeder immer eine Flasche mit Desinfektionsgel parat. Naja, und Körperkontakt versucht man zu vermeiden, aber das ist schwierig. Mir ist im Nachhinein nochmal bewusst geworden, wie leicht man während der Epidemie in Kontakt mit dem Virus kommen konnte: Sobald man sich im Freien aufhält, schwitzt man. Und Schweiß ist ein guter Nährboden für das Virus.
Sie erzählen in dem Beitrag die Geschichte eines Ebola-Überlebenden. Wie verlief die Begegnung mit ihm?
Wir haben Alfred am zweiten Tag unseres Aufenthaltes getroffen, waren also schon ein wenig akklimatisiert. Ich habe ihn dann gefragt, ob Händeschütteln okay sei und er meinte, das sei in Ordnung. Also habe ich ihm die Hand gegeben. Der Kameramann und der Techniker haben jeweils ‚nur‘ die Hand auf ihre Brust gelegt – die alternative ‚Ebola-Begrüßung‘ in Sierra Leone. Danach habe ich mir den ganzen Tag lang Vorwürfe gemacht, weil ich dachte, ich sei zu unvorsichtig gewesen. Aber im Laufe der Tage, die wir mit Alfred und auch vielen anderen Überlebenden verbracht haben, haben sich unsere Ängste relativiert. Alfred mit seiner positiven Ausstrahlung hat uns dabei sehr geholfen. Am letzten Tag haben wir uns alle per Handschlag von ihm verabschiedet, ganz bewusst.
Bleibt immer eine Art Restangst?
Vom Verstand her habe ich keine Angst. Aber ich denke, dass ich drei Wochen nach unserer Rückkehr – so lange ist die Inkubationszeit für Ebola – schon nochmal bewusst durchatmen werde.
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