Mo., 29.02.16 | 04:50 Uhr
Das Erste
USA: Trump for President?
Er kommt mit seinem Privatjet. Er lässt sich ankündigen, als sei längst alles gelaufen: "Ladies and gentlemen, please welcome the next president of the United States!" Bescheidenheit ist seine Sache nicht. Donald Trump kommt mit Pomp – wo immer er auftaucht. Und er scheint kaum noch zu stoppen auf dem Weg zur republikanischen Präsidentschaftskandidatur. Seine Botschaft ist einfach: Ich bin ein Sieger. Mit mir werdet ihr nie mehr verlieren. Sein größter Trumpf ist: sein Geld.
"Ich habe keine Lobbyisten und keine Banken, die mich finanzieren. Ich zahle alles selbst. Das ist teuer, aber ich mache es. Ich zahle den ganzen Wahlkampf selbst. Ich bin der Einzige der das macht. Und wisst ihr, ich bin stolz darauf“, tönt er. Nur Kleinspenden nimmt er an. Ihn könne keiner kaufen, sagt er.
Vermögen mit Immobiliengeschäften
Seine Milliarden hat Trump mit Immobiliengeschäften gemacht und mit Casinos. Mitten in Manhattan steht sein Turm. Trump Tower, ganz oben hat der Chef sein Büro. Dort empfing er – für eine Reihe von langen Gesprächen – auch seinen Biographen. Michael D'Antonio hat das Buch geschrieben, obwohl er bei Trump in Ungnade gefallen ist – weil er auch Kritiker nach ihm befragt hat. Es wundert ihn gar nicht, wenn Trump von sich sagt, er werde der beste Präsident aller Zeiten: "Sein Sohn, Donald Jr. hat mir etwas gesagt, das mich schockiert hat. Die Familie glaubt an die Theorie der Zucht – wie bei Rennpferden. Man bekomme die besten Menschen, indem man den besten Mann mit der besten Frau zusammenbringt. Deshalb will Donald Präsident werden. Er hält sich für den besten Menschen.“
Trump bricht ein Tabu nach dem anderen
Seinen Wahlkampf macht er selbst. Und der besteht vor allem aus Trump – und Trumpscher Provokation. Gleich in der allerersten Wahlkampfrede setzte er den Ton – gegen illegale Einwanderer aus Mexiko: "Sie bringen Drogen, sie bringen Verbrechen, sie sind Vergewaltiger. Einige sind, nehme ich an, gute Menschen."
Das war erst der Anfang. Trump bricht ein Tabu nach dem anderen. Und füllt damit die Hallen. Jede Ungeheuerlichkeit macht ihn beliebter. Er verhöhnt behinderte Menschen, fordert ein Einreiseverbot für Muslime und spricht sich für Folter aus – unter dem Jubel seiner Fans: "Ob ich das Waterboarding erlauben würde? Darauf könnt ihr euren Arsch verwetten!"
"Er wird uns wieder zu stolzen Amerikanern machen"
"Er drückt diese Wut aus, die manche empfinden – gegen Muslime oder gegen andere Gruppen, vor denen Amerikaner Angst haben. Ich habe noch nie einen Kandidaten gesehen, der diese rohe Angst, die die Leute offenbar haben, so kanalisieren kann. Und er tut es ziemlich erfolgreich", sagt Michael D'Antonio.
Texas – Schauplatz der jüngsten Fernsehdebatte. Trumps Fans sind da, sie sind überall uns kommen aus allen Schichten – arm wie reich, gebildet wie ungebildet. Sie eint der Hass auf Washington: "Wir haben Obama satt, wir wollen einen, der sagt wie es ist, der politisch unkorrekt ist. Wir sind alle heiß auf Trump. Er wird Amerika wieder groß machen, Kleinunternehmer stärken. Er wird uns wieder zu stolzen Amerikanern machen", sagen sie.
Traumquoten durch Trump
Trump bringt Traumquoten. Fernsehdebatten mit ihm sind Straßenfeger. Trump pöbelt, lästert, ist witzig und schlagfertig. Und Hunderte Journalisten folgen seinem Wahlkampf, lauern auf die nächste Ungeheuerlichkeit. Und Trump liefert bei jedem seiner Auftritte. Gleich nach der letzten Debatte gab Trump hinter der Bühne Interviews. Und rächte sich an Marco Rubio – seinem stärksten Konkurrenten. Denn der hatte ihn heftig attackiert: "Der ist doch sowas von unsicher. Haben Sie gesehen, wie er schwitzt? Ich musste ihn fragen ob er okay ist. Dem lief das Wasser so runter, als käme er aus dem Pool! Sowas habe ich noch nie gesehen. Aber als Sportler weiß ich: Versagst du einmal, versagst du immer."
Trumps Familie ist auch da, sein Sohn Eric und Donald Jr.: "Alle haben ihn unterschätzt. Ich würde gerne mal die zählen, die gesagt haben: Er hat doch keine Chance. Jetzt sagen sie: Ich hab es immer schon gewusst, er gewinnt. Ich bin stolz auf ihn."
Ein Produkt der Republikaner
Trump ist auch ein Produkt der Medien. Keiner wird so oft gezeigt wie er. Und: Er ist ein – wenn auch unerwünschtes – Produkt der Republikaner, sagen Beobachter in Washington. An der Georgetown University in der Hauptstadt verfolgen sie Trumps Erfolg genau. Die Republikaner, sagt die Historikerin Marcia Chatelain, hätten zu lange mit Hassparolen Politik gemacht: "Trump profitiert von acht Jahren Hass – gegen Schwarze, gegen Einwanderer, gegen Muslime. Und von der tiefen Sehnsucht mancher, die in dem Versprechen, Amerika wieder groß zu machen etwas anderes hören: Amerika wieder weiß zu machen."
Ablehnung in der Partei schwindet
Die republikanische Parteiführung ist entsetzt über Trump, doch die Ablehnung bröckelt. Einer seiner Konkurrenten, Chris Christie, hat zurückgezogen und sich offen hinter Trump gestellt – vielleicht in der Hoffnung auf den Vizeposten. Andere warten darauf, dass Trump sich mit seinen Provokationen am Ende doch noch selbst disqualifiziert. Bislang sieht es danach nicht aus.
Autorin: Ina Ruck, ARD-Studio Washington
Stand: 11.07.2019 05:58 Uhr
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