Sa., 12.10.19 | 16:30 Uhr
Das Erste
Weltspiegel-Reportage: Ruanda - Der lange Weg zur Versöhnung
Der Völkermord kostete fast eine Million Menschen in gerade einmal 100 Tagen das Leben. Radikale Hutus hetzten die eigene Volksgruppe auf, die Minderheit der Tutsi zu töten. Heute, 25 Jahre später, ist Ruanda auf seinem Weg zur inneren Versöhnung noch lange nicht am Ende angekommen. Aber es passiert etwas in dem Land.
Ruanda ist zum Vorzeigestaat geworden
Seit dem Ende des Genozids hat sich Ruanda enorm entwickelt. Unter der jetzigen Regierung, die das Morden 1994 beendete, ist das kleine ostafrikanische Land zu einem Vorzeigestaat Afrikas geworden. Wirtschaftswachstum, saubere Straßen, offiziell keine Korruption. Der Preis für die Bevölkerung ist eine massiv eingeschränkte Meinungsfreiheit.
Die Regierung rechtfertigt sich, denn der Feind sei noch immer eine Bedrohung, da in das benachbarte Ostkongo hunderttausende Hutu geflohen waren, aus Angst vor der Rache der Befreier. Bis heute leben tausende Kämpfer ruandischen Ursprungs in den Wäldern im Ostkongo. Die Region leidet unter Gewalt.
Der Traum von einer versöhnten Gesellschaft
Sabine Bohland erzählt von Begegnungen mit der "Generation 25", Begegnungen mit jungen Menschen, die während oder kurz nach dem Genozid im Jahr 1994 geboren wurden. Ihre Reportage "Der lange Weg zur Versöhnung" zeigt, wie eine Generation von Ruandern mit der Bürde der eigenen Geschichte umgeht. Eine Generation, die sich nicht von der Vergangenheit aufhalten lassen will, eine Generation, die den Traum von einer versöhnten Gesellschaft verwirklichen will.
Da ist Vanessa, deren Geschichte in dem Theaterstück "Generation 25" stellvertretend für viele Schicksale in Ruanda erzählt wird. Eine sterbende Mutter bittet ein junges, 13-jähriges Mädchen, ihr Baby an sich zu nehmen. Das Baby ist heute 25 Jahre alt und eben jene Vanessa. Noch immer lebt sie mit Grace zusammen, dem damals 13-jährigen Mädchen.
Der Film erzählt aber auch die Geschichte junger ruandischer Kämpfer, die im Ostkongo geboren wurden und dort von den Anführern der alten Hutu-Milizen im Rebellenkampf verheizt werden. Sie predigen den jungen Männern noch immer die Ideologie der Völkermörder. Manche von ihnen können fliehen, wie Habimana Moise – auch ihn traf Sabine Bohland bei ihren Dreharbeiten.
Die Begegnungen der ARD-Korrespondentin zeigen den weiten Weg Ruandas zur Versöhnung. Sowohl die Schauspieler der Theatergruppe, als auch die nach Ruanda geflohenen Rebellen lernen, in kleinen Schritten mit dem Trauma ihrer "Generation 25" zu leben.
Ein Fim von Sabine Bohland
Stand: 11.10.2019 12:35 Uhr
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