Sa., 28.08.21 | 16:30 Uhr
Das Erste
Weltspiegel-Reportage: Im spanischen Wolfsland
Zwei- bis dreitausend Wölfe leben im Nordwesten der iberischen Halbinsel: so viele wie in kaum einer anderen Region in Europa. Nach einer kritischen Phase in den 1960er, 70er Jahren, in der der Wolf durch Jagd und Futtermangel fast ausgerottet war, ist der Bestand wieder stabil. Trotzdem hat die spanische Regierung beschlossen, den Abschuss von Wölfen landesweit zu verbieten.
Jäger und Viehzüchter laufen Sturm gegen das Verbot. Viele Bauern halten Kühe, Ziegen oder Schafe noch auf der Weide. Wolfsattacken reißen immer wieder empfindliche Löcher in die Herden. "Wer sich so ein Abschussverbot ausdenkt, hat keine Ahnung von unseren Dörfern, unserem Leben, unserer Kultur" sagt Bäuerin Marta García. Der Streit um den Wolf hat sich zum Konflikt zwischen Stadt und Land ausgewachsen.
ARD-Korrespondentin Natalia Bachmayer hat im Wolfsland mit Viehzüchtern wie Felipe Codesal gesprochen. Der junge Mann hat vor ein paar Jahren die Schafherde seiner Eltern übernommen, im Winter durch einen Wolfsriss 47 Tiere verloren und denkt manchmal ans Aufgeben – das Abschussverbot der Regierung hält er für eine Schnapsidee. In derselben Gegend gibt es aber auch Schäfer wie Rosi González und Alberto Fernández, die sich eine wahre "Armee" von 17 Hunden der Rasse "Mastin Espanol" zugelegt haben. Diese Tiere werden schon seit Jahrhunderten zur Verteidigung des Nutzviehs eingesetzt.
Rosi González und Alberto Fernández haben noch nie ernsthafte Verluste erlitten und sagen: Die Gefahren durch den Wolf werden übertrieben. Wir müssen uns nur angucken, wie unsere Vorfahren das gemacht haben – dann können wir unsere Herden schützen.
Stand: 25.08.2021 11:54 Uhr
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