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Weltspiegel-Reportage: Spaniens kalte Heimat

Leben im einsamen Hochland

Die Serranía Celtibérica
Die Serranía Celtibérica: 65.000 Quadratkilometer Einsamkeit, mit rechnerisch weniger als acht Einwohnern pro Quadratkilometer. | Bild: hr

56 Gemeinden, drei Messen jeden Sonntag, zehntausende Autokilometer pro Jahr: Toño Arroyo, der Pfarrer von San Pedro, ist Schwerstarbeiter im Auftrag der katholischen Kirche. Sein Dienstort: der Nordosten der "Serranía Celtibérica". Ein riesiger Landstrich – doppelt so groß wie Belgien –, in dem nur etwa acht Menschen pro Quadratkilometer leben. "Spanisch Lappland" nennen die Einheimischen dieses Gebiet, das sich quer über den Norden Spaniens bis fast nach Valencia erstreckt. Denn so wenig Menschen wie hier leben tatsächlich nur noch am Polarkreis.

Aufgeben ist keine Option

ARD-Spanien-Korrespondentin Natalia Bachmayer begleitet Toño Arroyo. Der Pfarrer tourt seit 40 Jahren mit einer Mischung aus Pragmatismus und Heimatliebe durch die Region. Dass es ihr schlecht geht, ist ihm klar – dazu muss er nur die Zahl der Beerdigungen und Taufen miteinander vergleichen. Aber Aufgeben ist keine Option: Die Menschen hier brauchen ihn. "Wir sind die 113", sagt Arroyo. Die 112, der ärztliche Notruf, kümmert sich um Autounfälle und Herzinfarkte. Er kümmert sich um das, was man sonst noch so braucht in der kalten Heimat: Trost, Unterstützung, Freundschaft.

Migration ist hier die Lösung

Elena Stan ist Schäferin.
Elena Stan ist Schäferin. In fast jeder freien Minute liest sie Bücher. Eine rollende Bücherei kommt einmal pro Woche in die Serranía Celtibérica. Das ist eine der wenigen Verbindungen zum städtischen Leben Spaniens in dem nahezu menschenleeren Gebiet. | Bild: hr

In den Gemeinden, die Toño Arroyo betreut, findet sich alles: Dörfer, in denen zwei oder drei Menschen leben. Geisterdörfer, die unter der Woche leer stehen und in die die ehemaligen Bewohner nur noch samstags und sonntags zurückkehren, weil sie ihr "Pueblo" nicht komplett aufgeben wollen. Aber auch Orte, in denen sich ein störrischer Bürgermeister oder ein findiges Dorfkomitee gegen die schleichende Entvölkerung stemmen. Und so kümmern sich mittlerweile Rumänen oder Marokkaner um die örtlichen Schafherden, pflegen die Alten und sorgen mit ihren Kindern dafür, dass die Dorfschule wieder öffnen kann. Migration mag anderswo als Problem gelten. Hier, in der einsamsten Gegend Europas, ist sie die Lösung.

Ein Film von Natalia Bachmayer

Stand: 12.09.2019 11:24 Uhr

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Hessischer Rundfunk
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