Sa., 29.10.22 | 16:30 Uhr
Das Erste
Weltspiegel-Reportage: Wenn Antibiotika versagen
Phagentherapie in Georgien
Es ist die Reise seines Lebens, "seine letzte Chance", nennt es Dieter Offermann. Der 60-Jährige fliegt nach Tiflis, der Hauptstadt Georgiens, um sein Bein zu retten. Seit sieben Jahren kämpft er gegen Bakterien, die nach einer Knie-OP in die Wunde eingedrungen sind. Kein Antibiotikum hilft. Auch nicht die vier weiteren Knieoperationen.
Phagentherapie als Wundermittel?
Die Ärzte raten dringend zur Amputation, allerdings ohne Garantie, dass die Wunde danach wirklich heilt. Zu undurchschaubar sei die Lage mit den Bakterien. Für Dieter Offermann bricht eine Welt zusammen. Er ist sehr aktiv, arbeitet, hat eine große Familie, viele Freunde, Hunde – ein erfülltes Leben. Dieter Offermann recherchiert. Ein Kollege erzählt ihm von der Phagentherapie in Georgien. Die Phagen – ein Wundermittel? Phagenforschung gibt es schon seit den 1920er Jahren. Vor der Entdeckung von Antibiotika sah es so aus, als ob diese Viren das Wundermittelmittel gegen bakterielle Entzündungen sein könnten. Doch sie verloren an Bedeutung. Nur in den ehemaligen Sowjetstaaten wurden sie weiterverwendet.
Wachsende Resistenz gegen Antibiotika
Gegenwärtig gehören Phagen zur großen Hoffnung der modernen Medizin, um der wachsenden Resistenz gegen Antibiotika etwas entgegenzusetzen. Auf internationalen Gesundheitsgipfeln wird gefordert, Phagentherapien wissenschaftlich zu erforschen. Europäische Forschungsprojekte bemühen sich, dass Phagen in ganz Europa als Arzneimittel zugelassen werden. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Dieter Offermanns Weg führt erst mal weit in den Osten – nach Georgien.
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