So., 08.07.12 | 16:30 Uhr
Das Erste
Gartenparadies im Ommertal
Für die erste Sendung des neuen Ratgebers Haus+Garten haben wir den idealen Standort gefunden, den Ommertalhof in Lindlar, mitten im Bergischen Land. Der idyllische, alte Bauernhof mit riesigem Garten ist gerade mal 25 Kilometer Luftlinie von der Großstadt Köln entfernt. Er wird von zwei idealistischen Menschen, Nicole Frank und Frank Schröder, seit über 15 Jahren immer weiter ausgebaut und umgestaltet. Dabei ist ihr Nachname tatsächlich sein Vorname. Der Ommertalhof liegt in einem kleinen grünen Tal mit eigener Quelle.
Die Auffahrt mit Trockenmauer
Direkt an der gepflasterten Auffahrt sieht man das erste Projekt, das von den Eigentümern in Angriff genommen wurde. Die eher hässliche Scheune wurde mit Holz verkleidet. Und an ihrer Längsseite, der Auffahrt entlang, entstand ein Staudenbeet. Und darin "wuchert" sehr anmutig die Clematis 'Markhams Pink', ein Mitbringsel der Schroeders aus England. Sie trägt hellrosafarbene, leichtgefüllte Blüten und erreicht Wuchshöhen von über drei Metern. Diese Clematis ist ohne Probleme auch hier bei uns erhältlich.
Weiter im Gelände des Hofes steht unübersehbar eine lange Natursteinmauer, die den Hang abfängt. Frank Schroeder hat hier Grauwacke aus nahegelegenen Steinbrüchen verarbeitet. Grauwacke ist ein hartes Gestein aus feinen Meeressedimenten, die sich in Schichten abgelagert haben. Das hat Schroeder dazu animiert, die Trockenmauer ähnlich den Schichtungen von Gesteinsverwerfungen zu gestalten. An einer Stelle scheint die Mauer schräg aus dem Boden zu kommen, was ungewöhnlich und reizvoll aussieht. In vielen Ritzen wachsen Steingartenstauden, die die heiße und trockene Südseite lieben, zum Beispiel der Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum).
An der Auffahrt steht auch ein altes Futtersilo, ein hässliches Ding, so Schroeder, aus Betonringen. Statt es abzureißen, wurde es mit den verschiedensten Kletterpflanzen begrünt, sodass jetzt einen grüner Turm dort steht.
Der Schwimmteich
Auf der Südseite des Hauses findet man genau das Richtige für einen heißen Sonnentag: einen Schwimmteich, der aus dem Jahr 2001 stammt. Und belohnt für die ganze Arbeit wurden die Erbauer spätestens im Jahr 2003, der bekanntlich ungewöhnlich heiß und trocken war. Täglich sei er genutzt worden für eine erfrischende Abkühlung, so Nicole Frank. Der Teich wird gespeist durch einen Wasserfall, der ebenfalls aus vielen Grauwackesteinen gestaltet ist. Das Wasser scheint ganz natürlich aus dem Hang zu kommen. Tatsächlich ist hier aber eine Pumpe installiert, die das Teichwasser umwälzt.
Rotblättrige Zellernuss
Große Gehölze entfalten das ganze Jahr über ihre Wirkung und viele Gärten haben ein ganz besonderes Gehölz, das die Szenerie beherrscht. Hier auf dem Ommertalhof ist es ein wunderschöner rotlaubiger Baum. Die erste Vermutung von Frank Schroeder ging in Richtung Bluthasel, botanisch Corylus maxima 'Purpurea'. Wegen der ungewöhnlichen Wuchshöhe recherchierte er dann aber weiter und schlussfolgerte, dass es sich um eine `Rotblättrige Zellernuss´ (Coryllus avellana) handeln muss. Das Alter schätzt er auf 50 bis 60 Jahre, die Wuchshöhe liegt bei rund zehn Metern. Frank Schroeder verrät, dass die Haselnüsse rote Schalen haben. Und auch die Sämlinge seien rotlaubig; die Nachkommen haben also die gleichen Eigenschaften wie der Mutterbaum.
Die Schiefermauer
Im Schiefergarten hat Frank Schroeder alte Baustoffe wiederverwendet, zum Beispiel alte Schieferplatten. Die stammen aus einem Nachbarort, wo das Dach einer Kirche erneuert wurde. Eineinhalb Tonnen haben die Schroeders davon mitnehmen dürfen. Zunächst wurden die Stirnseiten der Platten so gebrochen, dass sie eine gerade Kante erhielten. Dann wurde ringsum eine Verschalung gesetzt und die Schieferplatten waagerecht mit den Stirnseiten dicht an der Verschalung entlang übereinandergeschichtet. Dahinter wurde alles mit Beton verfüllt. Den Beton sieht man allerdings nicht mehr. Ein schöner Kontrast entsteht durch rote Ziegel, die die Mauerkrone bilden.
Rosengarten und Patchwork-Mauer
Der neueste Gartenbereich auf dem Ommertalhof ist der Rosengarten. Die Bereiche zwischen den Rosen sind mit grobem Grauwacke-Kies abgedeckt. Darunter befindet sich eine sogenannte Silofolie, die verhindert, dass dort Unkraut wächst. Sie ist wasserundurchlässig, also können auch keine Unkräuter Fuß fassen. Damit ist dieser Gartenbereich äußerst pflegeleicht. Angenehmer Nebeneffekt: Der Boden unter den Rosen trocknet schneller ab und die Rosen leiden nicht so schnell unter Pilzerkrankungen.
Die sogenannte Patchwork-Mauer steht auf der Kopfseite des neuen Rosengartens und besteht aus 16 verschiedenen Materialien. Unter anderem sind wiederum Grauwacke, Kalkstein und roter Sandstein darin verarbeitet. Der Clou sind die Eichenbalken, die in die Mauer eingelassen sind. Sie tragen das Tor aus Holunderholz. Die Mauerkrone besteht aus einer Reihe von Steinen, die ein flaches Beet einfassen. Darin wachsen wiederum Trockenkünstler, wie Mauerpfeffer, Hauswurz und mediterrane Kräuter.
Es grenzt an ein Wunder, dass Nicole Frank und Frank Schroeder neben ihrem Job als Landschaftsgärtner die nötige Zeit und Energie finden, ihren Garten und auch ihr Haus immer weiter aus- und umzubauen. Das bisher Erreichte ist jedenfalls traumhaft. Interessierte können sich das Gartenparadies mitten im Bergischen Land im Rahmen der Offenen Gartenpforte anschauen. Die nächsten Termine auf dem Ommertalhof sind der 15. und 16. September 2012 von 10 bis 18 Uhr. Man kann aber auch telefonisch eine private Gartenführung vereinbaren.
Autor: Markus Phlippen
Stand: 08.07.2013 12:21 Uhr