So., 02.12.12 | 16:30 Uhr
Das Erste
Haus im Glashaus
Haus im Glashaus
Ein Wohnhaus in ein Glashaus zu setzen und so ganzjährig eine angenehme, fast mediterrane Atmosphäre rund um sein Eigenheim zu schaffen ist ein Traum, den viele träumen, den aber bislang nur wenige realisiert haben. Romy und Norbert Weyer haben diesen Traum vor zwei Jahren im rauen Westerwald am Rande des Örtchens Ehlscheid in die Tat umgesetzt. Die Auswahl des Grundstücks ist besonders wichtig. Es muss nicht nur mit den behördlich vorgesehenen Bebauungplänen vereinbar sein, die Weyers haben auch Wert darauf gelegt, die zukünftige Nachbarschaft in ihre Pläne einzuweihen, denn ein Glashaus wirkt ungewöhnlich und für manchen ist es gewöhnungsbedürftig.
Das Glashaus
Bei der Wahl des Glashauses wurde aus Kostengründen kein individueller Bau, sondern ein konventionelles Industriegewächshaus von hoher Qualität bevorzugt. Mit acht Metern Firsthöhe und über 200 Quadratmeter Grundfläche bietet das Glashaus genügend Raum, um das zweigeschossige Wohnhaus und einen kleinen mediterranen Garten zu beherbergen.
Mit Berthold Böhm fand Familie Weyers schließlich einen Architekten, der bereits viel Erfahrung mit ökologischem Holzbau und Wintergartenbau mitbrachte. "Im Prinzip wurde hier ein riesiger Wintergarten gebaut, in den das Haus hineingesetzt wurde", so Böhm. Lediglich unter dem Wohnhaus befindet sich eine gegossene Bodenplatte, die Pfeiler und der Rahmen des Glashauses sind über Ring- und Streifenfundamente stabilisiert. Als Glas wurde Thermopenglas verwendet. Die Giebelseite nach Westen wurde mit getönten Scheiben ausgestattet. Lüftungs- und Beschattungstechnik wird computergesteuert reguliert und entspricht den technischen Möglichkeiten, die für Industriegewächshäuser angeboten werden.
Das Wohnhaus
Interessant war die Frage, ob zu erst das Glashaus oder das Wohnhaus gebaut wird. Weyers entschlossen sich dazu, erst das Glashaus zu bauen und dann das Wohnhaus wie ein Möbelstück hineinzusetzen. Die Planung wurde größtenteils von Romy Weyers selbst durchgeführt und mit dem Architekten abgeglichen. Wichtig waren kurze Wege und die Möglichkeit später einmal die obere Etage als eigene Wohnung abzutrennen. Der untere Bereich sollte schon im Hinblick auf die Situation im Alter rollstuhlgerecht sein. Außerdem wurden diffusionsoffene, allergiearme Innen- und Außenputze verwendet, um das Holzständerwerk des Wohnhauses auszufachen.
Heizung: Luft - Luft Wärmepumpe
Als Heizungstechnik hat sich Familie Weyers für eine Luft-Luft Wärmepumpe entschieden, die aus bis zu -25°C kalter Außenluft immer noch 35°C warmes Wasser herstellen kann. Mit 600 Euro Stromkosten pro Jahr ist die Heizung und Warmwasserbereitung für das gesamte Projekt finanziert. Voraussetzung ist jedoch der Betrieb einer Fußbodenheizung, die mit niedrigeren Wassertemperaturen auskommt als gewöhnliche Heizkörper.
Mediterrane Pflanzen
So ein Glashaus ist natürlich super geeignet, um mediterrane Pflanzen zu ziehen. Das Hauptbeet hat nach unten offenen Boden, damit werden sich der Olivenbaum, der Feigenbaum und die kleinwüchsigen Palmen prächtig entwickeln. Die Zwergdattelpalme (Phoenix roebelenii) aus Südostasien und die Zwergfächerpalme (Chamaerops humilis) aus dem Mittelmeerraum sind eine gute Wahl für den Standort, denn auch in einigen Jahren werden sie nicht an die Decke stoßen. Eine Palme könnte man nämlich nicht einfach köpfen. Der Feigenbaum lässt sich dagegen immer problemlos zurückschneiden.
Schildläuse
Schädlinge lassen sich unter Glas natürlich auch besser kontrollieren, da man gut mit Nützlingen arbeiten kann. Schildläuse am Yucca sind ein verhältnismäßig harmloser Schädling, den man zum Beispiel mit bestimmten Marienkäfer-Larven als Gegenspieler in den Griff bekommt.
Steine im Außenbereich
Der Garten mit großem Naturteich ist das nächste Projekt der Familie Weyers, das langsam Formen annimmt. Die Geländemodellierung ist abgeschlossen und der Teich ist angelegt. Im kommenden Jahr wird die Bepflanzung vorgenommen. Zurzeit geben verschiedene Basaltsteine aus der Eifel den Ton an. Romy Weyers hat die Höhenunterschiede mit Trockenmauern abgefangen und ebene Flächen mit Basaltschotter gestaltet.
Autor: von Markus Phlippen
Stand: 11.12.2012 18:38 Uhr