So., 09.02.14 | 16:30 Uhr
Das Erste
Botanischer Garten Berlin
Markus Phlippen meldet sich aus einem der größten und bedeutsamsten Gewächshäuser der Welt im botanischen Garten Berlin Dahlem. Der denkmalgeschützte Kuppelbau aus Stahl und Glas beherbergt eine einzigartige Pflanzensammlung in Form einer begehbaren Landkarte.
Die größte Veränderung erfuhr der auf das Jahr 1679 zurückgehende Garten um 1900, als der berühmte Botaniker Adolf Engler hier seine Vision von einem umfassenden botanischen Garten umsetzte. 43 Hektar Außengelände inklusive spektakulärer Gewächshäuser beherbergen inzwischen über 22.000 Pflanzenarten und machen den Botanischen Garten Berlin zum größten und bedeutendsten Deutschlands.
Orchideenrarität: Purpurschafts-Bulbophyllum
Biologin Gesche Hohlstein, die den Garten für die Öffentlichkeit vertritt, führt uns ins Orchideenhaus, wo derzeit ein sehr ungewöhnlicher Blütenstand zu bewundern ist.
Bulbophyllum purpureorhachis aus Westafrika lockt mit einem schraubig gewundenen, purpurfarbenen und stinkenden Blütenstand Insekten an, die normalerweise auf Aas fliegen würden. Solche Raritäten findet man nicht im Handel, höchstens in Spezialgärtnereien.
Puderquastenstrauch
Die immergrüne Calliandra haematocephala aus Bolivien, auch "Puderquastenstrauch" genannt, ist die derzeitige Lieblingspflanze von Gesche Hohlstein. Herrlich leuchtend rote Blüten, die in der Natur von Kolibris bestäubt werden, hängen wie kleine Weihnachtskugeln an diesem wärmeliebenden Strauch. Eine Calliandra bekommt man in Gärtnereien, die sich auf mediterrane Pflanzen spezialisiert haben oder man zieht sie selber aus Samen. Ideal zur Überwinterung ist ein heller Platz bei etwa 12 Grad Celsius, zum Beispiel ein mäßig beheizter Wintergarten. Je heller es ist, desto wärmer darf es sein.
Bezugsquellen für mediterrane Pflanzen erfahren Sie bei der Hotline WDR Fernsehen 0221-56789999
Kaffee und Kaffeebäumchen
Noch bis zum 23. Februar 2014 widmet sich der Botanische Garten einer Sonderausstellung zum Thema "Kaffee - Ein globaler Erfolg". Neben verschiedenen Kaffeearten im tropischen Gewächshaus wird eine umfangreiche Ausstellung im Botanischen Museum präsentiert. Die wirtschaftlich bedeutendsten Arten sind der aromatische Coffea arabica und der herbere Coffea canephora (Robusta-Kaffee) mit höherem Koffeingehalt.
Wer im Handel kleine Kaffeebäumchen als Topfpflanze findet, erhält meist eine Handvoll Sämlinge im gleichen Topf für wenig Geld. Jedoch werden diese schon bald in Konkurrenz zueinander treten und sich schwächen. Deshalb sollte man schon bald die stärksten Triebe vereinzeln und in eigene Töpfe mit humoser Erde setzen. Ein warmer halbschattiger Fensterplatz bei mittlerer Luftfeuchte sollte gute Bedingungen für ein Kaffeebäumchen liefern. Nach vier bis fünf Jahren kann man mit den ersten Blüten rechnen. Bestäubt man die mit einem Pinselchen, wachsen auch Kaffeekirschen heran.
Die besten Kamelientipps
Das Kamelienhaus ist im Februar ein Muss für jeden Besucher. Die edlen asiatischen Sträucher verwöhnen einen mit üppigem Blütenreichtum. Kameliengärtner Joseph Wyrwis betreut die Pflanzen seit vielen Jahren und kennt sich bestens mit den Ansprüchen aus. Der häufigste Fehler, so Wyrwis, ist es, Kamelien als Zimmerpflanzen zu betrachten. Sie leiden dann unter Lichtmangel, trockener Luft und zu hohen Temperaturen mit der Folge, dass Blätter und Knospen abfallen. Besser sei ein unbeheiztes Treppenhaus. Ist die Frostgefahr vorüber, können die Kamelien wieder ins Freie.
Auspflanzen kann man ausgewählte Kameliensorten in Deutschland nur im milden Rhein-Main-Gebiet oder in milden norddeutschen Gegenden. Im kälteren Berlin würden die vielleicht überleben, aber kaum richtig zur Blüte kommen.
Kamelienstecklinge machen
Wyrwis erklärt, dass man Kamelien durch Risslinge und Stecklinge vermehren kann. Man zählt drei Nodien (Knoten, an denen die Blätter sitzen) von der Triebspitze ab und schneidet etwas unterhalb des letzten mit einem sauberen, scharfen Gärtnermesser. Die Blätter werden anschließend zur Hälfte eingekürzt, um die Verdunstungsfläche zu reduzieren. Risslinge werden durch einen Ruck entgegen der Wuchsrichtung direkt abgezwickt. Hierfür eignen sich idealerweise Triebe mit drei bis vier Nodien. Auch hierbei werden die Blätter eingekürzt. Diese Triebstücke werden bis zum ersten Blattansatz in feuchtes Sand-Torf-Gemisch (1:2) gesteckt.
Eine halbierte übergestülpte PET-Flasche wirkt wie ein Minigewächshaus und sorgt für hohe Luftfeuchtigkeit. Das Vermehrungsgefäß sollte auf einem warmen Untergrund hell aufgestellt werden (Heizung). Je nach Qualität und Triebalter dauert es zwei bis drei Monate, bis sich an der Schnittstelle Wurzeln gebildet haben.
Weidenkugel selbst flechten
Aus Weidenruten lassen sich recht einfach dekorative Weidenkugeln basteln. Dazu sieben Ringe flechten, ineinanderstecken, mit Kordel fixieren, beliebig weitere Zweige hineinflechten und nachher die überstehenden Enden passend einkürzen.
Die Kordeln können dann entfernt werden, da die geflochtenen Ruten sich gegenseitig unter Spannung setzen. Die Kugeln wirken als Naturskulptur besonders gut im Geäst anderer Laubbäume im Garten. Bis Ende Februar dürfen Gehölze im Garten noch stark zurückgeschnitten werden.
Sansevieria
Mit den Sansevierien, auf Deutsch "Bogenhanf"', kehrt derzeit eine alte Liebe in unsere Wohnungen zurück. Die auch "Schwiegermutterzunge" genannten Agavengewächse aus den trockenen Regionen Afrikas waren die Modepflanze der 1960er- und 1970er-Jahre. Dann bekamen sie den Spießerstempel und verschwanden oder wurden ignoriert. Inzwischen sind sie gerade bei designbewussten Großstädtern wieder hochpopulär.
Gesche Hohlstein erklärt, dass Bogenhanf zu den robustesten Zimmerpflanzen überhaupt gehört und sich auf einer hellen Fensterbank in nahezu jeder Umgebung wohlfühlt. Selten erscheint ein Blütenstand, denn eine Rosette blüht nur ein einziges Mal. Sie stirbt danach aber nicht ab, sondern vermehrt sich seitlich vegetativ über Ableger. Diese lassen sich leicht abtrennen und in neue Töpfe setzen. Die Vielfalt der Sansevierien ist inzwischen viel größer als vor 40 Jahren, ideal zum Sammeln.
Wichtige Termine im Botanischen Garten Berlin
Kaffee - ein globaler Erfolg!
Ausstellung im Botanischen Garten und Museum Berlin-Dahlem
noch bis 23. Februar 2014, täglich 10 bis 18 Uhr
Palmensinfonie
Wandelkonzerte in den Gewächshäusern
Sa. 15.2.2014; Sa. 22.2.2014; Sa. 1.3.2014, jeweils 18 bis 20 Uhr
Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten Berlin-Dahlem
5. und 6. April 2014
Autor: Markus Phlippen
Stand: 17.02.2014 10:02 Uhr