So., 19.08.12 | 16:30 Uhr
Das Erste
Workshop Haus: Stuck selbst machen
Moritz Zielke und Wibke Schaeffer besuchen Friedrich Antoni, der seit einem halben Jahrhundert als Stuckateur tätig ist. Wer seine Arbeitsräume betritt, wird überwältigt von der enormen Vielfalt seiner Stuckformen. Für Friedrich Antoni ist Stuck etwas, das für Wohlbefinden in der Wohnung sorgt. Erlaubt ist alles was schön, ästhetisch und formgerecht ist. Dafür arbeitet er Naturformen wie Pflanzen und Blumen oder figürliche Darstellungen aus.
Periode der "Entstuckung"
Zuvor haben Wibke und Moritz eine von Antoni restaurierte Fassade in ihrem Kölner Südstadtviertel entdeckt. In den 50er- und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde Stuck als störend und nicht zeitgemäß empfunden und einfach von vielen Altbauten abgeschlagen. Diese Fassadenverödung, auch "Entstuckung" genannt, ist heute vorbei, dem Denkmalschutz sei Dank. In oft detektivischer Kleinarbeit versucht Friedrich Antoni herauszufinden, welcher Stuck an den Gebäuden angebracht war und inspiziert dafür Fotomaterial und alte Putzreste.
Der Gips
Gips ist das Ausgangsmaterial für Stuck und wurde schon in der Jungsteinzeit als Baumaterial verwendet. Friedrich Antoni verrät, wie Gips angemacht wird. Grundsätzlich rechnet man zwei Teile Gips und ein Teil Wasser. Gips wird locker ins Wasser eingestreut und zwar so viel, dass noch ein wenig Wasser darüber stehen bleibt. Dann lässt man den Gips "saufen", zwei bis vier Minuten lang, bis keine Luftblasen mehr aufsteigen. Erst jetzt wird der Gips langsam durchgeschlagen, bis er wie Sahne aussieht.
Die Stuckformen: Rosetten, Paprika, Guglhupf
Schließlich können Moritz und Wibke ihr erstes Stuckobjekt gießen. Die Abgussform für eine Rosette aus Seerosen, von Wibke für eine Altbauküche ausgewählt, besteht aus Silikonkautschuk. Tipp vom Altmeister: Gips zügig in die Form schütten, denn Gips wartet nicht, der Abbindeprozess setzt sofort ein. Zur Verstärkung wird ein kreisrundes Gitternetz eingelegt und wiederum mit flüssigem Gips bedeckt. Zum Schluss wird der noch weiche Gips vorsichtig mit einem Handfeger abgebürstet. Die raue Oberfläche sorgt später für eine gute und sichere Haftung an Decke oder Wand.
Während die Gipsrosette aushärtet, gießt Moritz noch große und kleine Kuchenformen mit Gips aus. Wichtiger Tipp: Vorher alles mit Salatöl einpinseln. Wibke hat zehn rote Paprikaschoten ausgehöhlt, mit Öl eingefettet und schließlich Gips hineingefüllt.
Nach rund zwei Stunden lässt sich die Rosette aus der Silikonform schälen. Sie sieht perfekt aus. Die Küchenformen vertragen heftiges Schlagen auf einen harten Untergrund, damit sie den "Gipskuchen" freigeben. Das rote Gemüse muss nur geschält werden und dann erhält man einen perfekten Abdruck des Innenlebens einer Paprika.
Die Montage
Bevor die Stuckrosette an die Decke kommt, sollten alte Tapete, Raufaser und Farbe entfernt werden. Ideal als Träger sind nichtsandende Putze, Gipskarton- oder Gipsfaserplatten. Das Anritzen des Deckenputzes sorgt für bessere Haftung. Dafür wird der Klebebereich mit einem scharfen Spachtel kreuzweise aufgeraut.
Der Kleber ist eine spezielle Gipsmischung, die im Handel unter der Bezeichnung „Spachtelgips“ erhältlich ist. Sie wird so angerührt, bis sie eine quarkähnliche Konsistenz hat und dann dick auf die Rosette aufgebracht. Mit sanftem Druck kann die Stuckrosette dann an die richtige Position geklebt werden. Moritz verschraubt sie noch zusätzlich für einen besseren Halt. Die Schrauben nur von Hand vorsichtig anziehen, damit der Gips nicht durchbricht. Die Schraubenlöcher werden schließlich mit Kleber verschlossen. Ist alles getrocknet, kommt der Anstrich. Für Moritz Zielke ist Weiß die Farbe, die zu Stuck am besten passt.
Autorin: Monika Hoff
Stand: 06.01.2014 12:42 Uhr