Intimität – Was ein tiefer Blick bewirkt
Ein Paar, 18 Jahre verheiratet. Zwei frisch Verliebte, zwei Freunde beim ersten Treffen allein. Und ein Paar, das sich kurz zuvor noch gestritten hat. Sie sitzen sich gegenüber und sollen sich tief in die Augen schauen. Am liebsten schweigend – und in ungewohnter Intensität: mindestens vier Minuten lang. Was passiert?
Die Theorie: Selbst zwei völlig fremde Menschen können in dieser Situation ein Gefühl der Intimität aufbauen. Das Experiment des amerikanischen Psychologie-Professors Arthur Aron bestätigt genau das: Er setzte zwei vollkommen Fremde gegenüber, die sich 36 Fragen beantworten mussten – dann folgte der Augenkontakt. Sechs Monate später war eines dieser Paare verheiratet.
Wir vergessen, uns wirklich in die Augen zu schauen.
Es ist eine Situation, die wir selten erleben. Maximal 3,3 Sekunden schauen wir uns normalerweise am Stück in die Augen – danach wenden wir uns ab. Ein Fehler? Denn intensiver Augenkontakt vermag es, tiefe Gefühle in uns auszulösen: Ein Kribbeln im Bauch, Glück – aber auch Traurigkeit.
Und genau diesen Effekt können wir ausnutzen: Etwa, um in einer langen Beziehung die alte Verliebtheit hervorzuholen oder eine verloren geglaubte Intimität wiederzuentdecken. Eine beliebte Übung in der Paartherapie – vereinzelt allerdings auch mit gegenteiligem Effekt: "Plötzlich merkt einer: Ich kann diesem Menschen nicht mehr in die Augen schauen", sagt die Paartherapeutin Andrea Bräu. "Manche Paare haben sich dann tatsächlich getrennt – ein längst überfälliger Schritt, zu dem sie aber zuvor nicht den Mut hatten."
Aber keine Angst: Schnappen Sie sich Ihren Partner, blicken ihm endlich mal wieder tief in die Augen – und dann schauen Sie, was passiert.
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