Mo., 24.10.22 | 22:50 Uhr
Das Erste
Geschichte im Ersten: Deutsche und Russen
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt deutsch-russische Beziehungen auf die Probe. Der Film "Deutsche und Russen – Frieden und Krieg" widmet sich ihrer Geschichte in den vergangenen drei Jahrzehnten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion Ende 1991 unterstützte Berlin Moskaus Bemühungen um die Integration in die westliche Gemeinschaft. Man sprach vom Aufbau eines "gemeinsamen Europas" vom Atlantik bis zum Pazifik. In seiner Rede vor dem Bundestag am 25. September 2001 verkündete Präsident Wladimir Putin auf Deutsch, Russland habe Europa gewählt. Die Abgeordneten reagierten mit stehendem Applaus.
Der damalige Kanzler Gerhard Schröder und Wladimir Putin zelebrierten öffentlich ihre "Männerfreundschaft". Doch die Ambitionen Russlands für "Demokratie und Freiheit" entpuppten sich schnell als leere Worte. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2007 erschreckte Putin seine Zuhörer mit einer aggressiven Rhetorik und warnte den Westen, die NATO weiter Richtung Osten auszudehnen. Dennoch glaubten viele Politiker in Deutschland weiter an "Wandel durch Handel", lehnten Russland-Sanktionen ab und warfen der NATO "Säbelrasseln" vor. Und die Abhängigkeit vom russischen Gas stieg seit der Krim-Annexion 2014 sogar noch weiter.
Warum unterschätzte man in Deutschland Putins fatale Ambitionen so lange? Womit kann man das Verständnis für seine Politik in Teilen der deutschen Öffentlichkeit erklären? Woher kam der Wunsch nach einem engen Schulterschluss mit einem Regime, das immer mehr autoritäre Züge annahm? In der Dokumentation von Artem Demenok wirken mit: die Schriftsteller Ingo Schulze und Wladimir Sorokin, der außenpolitische Berater von Bundeskanzler Helmut Kohl Horst Teltschik, die Politologin Ekaterina Schulmann, der Bundespräsident a. D. Joachim Gauck, der Slawist Georg Witte und der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft Michael Harms.
Ein Film von Artem Demenok
Kommentare