Mi., 17.08.11 | 22:45 Uhr
Das Erste
David Garrett
Folge 20
Seit fünf Jahren tourt David Garrett ununterbrochen um den Globus und wird vom Publikum wie ein Rockstar gefeiert. Mit 31 Jahren hat er erreicht, woran viele gescheitert sind: den künstlerischen Spagat zwischen Klassik und Rock auf der Geige – Cross Over Musik. Garrett liebt Metallica und Michael Jackson mit derselben Hingabe wie Mozart, Beethoven und Tschaikowsky. Er ist ein virtuoser Grenzgänger zwischen zwei Welten, die vielen als unvereinbar gelten.
Mit drei Jahren macht der Sohn eines deutschen Juristen und einer amerikanischen Primaballerina seine ersten Versuche auf der Geige. Der Vater, selbst ein passionierter Violinist, wird sein erster strenger Lehrer. Als Zehnjähriger gilt David in Klassik-Kreisen als Wunderkind und steht bereits mit den Hamburger Philharmonikern auf der Bühne, wenig später mit Yehudi Menuhin. Bis heute ist er der jüngste Künstler, den die Deutsche Grammophon je exklusiv unter Vertrag genommen hat. Der Dirigent Zubin Mehta prophezeit dem zwölfjährigen David eine internationale Karriere und nennt ihn den größten Violinisten seiner Generation.
Doch David Garrett weicht von der vorgezeichneten Laufbahn ab. Er ist 17, als er seine Leidenschaft für die Musik verliert. Von einer Sinnkrise gepackt fühlt er sich fremdbestimmt, gedrängt in ein Leben außerhalb seiner Generation. Gegen den Willen der Eltern und seiner Plattenfirma zieht er nach dem Abitur nach New York, um eigene Wege zu gehen. Das Studium an der renommierten Juilliard School of Music finanziert er sich selbst. Hier erkennt er endgültig, dass er sich ein Leben ohne Geige und Musik nicht vorstellen kann. Die eigene Jugend entdecken heißt für ihn, sich auch musikalisch auszuleben. Seitdem ist Garrett mit seinen Cross-Over-Konzerten berühmt geworden, ohne je sein Herz für die klassische Musik zu verleugnen.
In diesem Jahr stellt er sich einer neuen Herausforderung und geht mit der russischen Nationalphilharmonie und einem rein klassischen Programm auf Deutschland-Tournee, kritisch beäugt von der Musikwelt.
Der Film nähert sich dem Virtuosen während seiner Proben und Konzerte in Deutschland und Amerika. Er zeigt einen Menschen, der nie Kind sein durfte, der sich den Weg an die Spitze und zu sich selbst erkämpft hat. Garrett, der gern mit Totenkopfringen und in zerrissenen Jeans die Bühne betritt, begeistert ein breites Publikum und spaltet die Kritik. Filmautorin Silvia Palmigiano entdeckt hinter dem Rockstar-Image einen sanften Perfektionisten, der seine Geige als Lebensgefährtin sieht.
Über David Garrett äußern sich die Violinistin Ida Haendel, die ihn in jungen Jahren unterrichtete, sein Kompositionslehrer Eric Ewazen von der Juilliard School, Julien Quentin, Garretts langjähriger Pianist und Freund, mit dem er seine aktuellen Kammermusikkonzerte vorbereitet, der russische Dirigent Vladimir Spivakov, der ihn während seiner Klassiktour begleitet – und seine Geschwister Elena und Alexander Bongartz.