Mi., 24.08.11 | 22:45 Uhr
Das Erste
Jan Josef Liefers
Folge 21
Kauzig, leidenschaftlich, mit snobistischer Attitüde – so lieben Millionen Fernsehzuschauer Jan Josef Liefers. In der Rolle des Rechtsmediziners Prof. Boerne erobert der Schauspieler in ganz Deutschland die Herzen des Publikums. Seit 2002 löst er zweimal im Jahr mit seinem Kollegen Axel Prahl die kniffeligsten Fälle.
Doch der 1964 in der DDR geborene Künstler kann mehr als Spuren lesen. Als Sohn einer Schauspielerin und eines Regisseur ist er schon familiär geprägt ein kreatives Multitalent: "Wenn meine Mutter gespielt hat, bin ich sofort nach der Schule ins Theater gerannt." Die Welt des Theaters inspiriert den Jungen und wird für ihn zur schützenden Nische vor der Enge und den Übergriffen der DDR Diktatur – zum Beispiel als er sich weigert, zur Armee zu gehen. "Letztlich war das auch für mich so instinktiv der richtige Weg. Ich wäre sonst alle drei Meter kollidiert mit jemandem."
Wir erleben den außergewöhnlichen Künstler auf dem Höhepunkt seines Erfolges: viel beschäftigt und intensiv. Natürlich besuchen wir die Dreharbeiten eines neuen "Tatorts" mit dem Arbeitstitel "Sansibar", der im Herbst 2011 in der ARD zu sehen ist. Dort erleben wir den Schauspieler als Profi, der pointiert seinen Text gestaltet und ganz nebenbei 100 Statisten zum Lachen bringt. Am Schillertheater in Berlin treffen wir auf einen Schauspieler, der die Intensität der Theaterbühne sucht. In der kleinen, feinen Inszenierung "Wissen Sie, wie man Töne reinigt? Saties-Factionen" von Jürgen Flimm stellt sich Jan Josef Liefers rund 80 Minuten lang hautnah dem Publikum in der Intimität einer Probebühne. Wenn wir ihn nach dem Auftritt allein in der Maske beobachten, offenbart der Film, was für ein Kraftakt hinter der scheinbaren Leichtigkeit seines Auftrittes steht.
Die Dokumentation zeigt Jan Josef Liefers in seinen spannendsten Filmen wie "Knockin' on Heavens Door", "Das Wunder von Lengede" oder "Die Nachrichten". Und in ganz unterschiedlichen Facetten: als Schauspieler, Musiker, Geliebter, Sohn und Freund. Dafür sprechen wir mit seiner Mutter Brigitte Liefers-Wähner, mit seinem Freund aus Jugendtagen Tobias Langhoff und mit Kollegen wie Til Schweiger und Axel Prahl. Mit der gemeinsamen Reise in seine Geburtsstadt Dresden beginnt unsere Erkundung seines Lebensweges. Er wird ihn aus der kleinen Wohnung seiner Oma in Dresden über die Demonstration auf dem Alexanderplatz im November 1989, wo er vor einer halben Million Menschen seine Rede hält, bis auf die Bühnen der deutschen Film- und Fernsehpreise führen.
Und an die Seite einer faszinierenden Frau: Seit 2004 ist er mit der Schauspielerin und Sängerin Anna Loos verheiratet. 2011 erhielten die beiden als erstes Paar – und das unabhängig voneinander – die Goldene Kamera. "Ich habe mich in der ersten Sekunde in ihn verliebt", verrät Anna Loos. Wir sprechen mit beiden über das Geheimnis ihrer kreativen und leidenschaftlichen Beziehung. Und darüber, wie sie den Spagat zwischen der Glamourwelt und dem Familienleben mit zwei kleinen Töchtern meistern.
Auf der filmischen Reise durch sein Leben wird uns Jan Josef Liefers als Musiker begleiten. Für sein aktuelles Konzertprogramm mit der Band "Jan Josef Liefers & Oblivion" hat er den "Soundtrack seiner Kindheit" eingefangen. Es sind individuelle Interpretationen alter DDR-Songs, die er da spielt und mit seinen eigenen Erinnerungen verknüpft. Durch sie entsteht eine subtile Nähe, die im Film spürbar wird.