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Senta Berger

Folge 18

Senta Berger
Senta Berger | Bild: SWR/Ute Karen Seggelke

Schauspielerisches Ausnahmetalent, Objekt sexueller Begierden, politische Aktivistin, Diva, Charakterschauspielerin – Senta Berger ließ sich nie auf eine Rolle festlegen und blieb sich dennoch treu. Ob deutsches 50er-Jahre-Kintopp, bombastisches Hollywood-Epos oder ernstes Polit-Kino, immer wusste sie instinktiv, wofür und wogegen sie sich entschied – zuweilen um den Preis des beruflichen Nachteils.

Alle Film-Genres hat sie ausprobiert, daneben synchronisiert sie, hält Lesungen, ist Produzentin. Rollen in "Es muss nicht immer Kaviar sein", "Babeck", in Helmut Dietls Fernsehserie "Kir Royal" oder in Michael Verhoevens "Die schnelle Gerdi" haben sie berühmt gemacht. Heute, mit 70, ist sie im deutschsprachigen Kino und Fernsehen präsent wie nie zuvor.

Dass sie eine internationale Karriere vorweisen kann, die sie bis nach Hollywood führte, wo sie an der Seite von Kirk Douglas oder Richard Widmark spielte, wissen heute nicht mehr viele. Hierzulande erinnert man sich eher an eine Aktion des Magazins "Stern" mit dem Titel "Ich habe abgetrieben", an der sie 1971 teilnahm und sich als kämpferische und politisch denkende Frau zu erkennen gab.

Geprägt ist sie von den einfachen Wiener Verhältnissen, aus denen sie stammt. Bis heute scheint ihr Erfolg nicht selbstverständlich. Ihr Vater Josef Berger hatte die Musikhochschule besucht, sein Talent jedoch nicht zum Beruf machen können, da er den kleinen elterlichen Handwerksbetrieb übernehmen musste. Er war es, der der jungen Senta die Liebe zur Bühne vorlebte. Dem Vater hat sie unlängst ein Denkmal gesetzt, als sie im März auf der "Litcologne" einen berührenden Text über ihn und seinen Niedergang vorlas.

Die enge Zusammenarbeit mit ihrem Mann Michael Verhoeven, den sie 1963 bei einem gemeinsamen Film kennenlernte, ist sehr wichtig für Senta Berger. Gemeinsam haben sie mit ihrer kleinen Firma außerordentliche Filme produziert, die sich mit der Nazi-Zeit beschäftigen: "Die Weiße Rose", "Das schreckliche Mädchen" (Oscar-Nominierung 1990) sowie die Dokumentarfilme "Der unbekannte Soldat" und "Menschliches Versagen". Filme, von denen sie sagt, dass sie unendlich viel Kraft gekostet haben, aber ihr und Michael am Herzen lagen.

Mit Verhoeven, der aus einer Filmfamilie stammt, verbindet sie eine einzigartige Lebens- und Arbeitsbeziehung. Er hat an ihrer Seite gespielt, sie in Szene gesetzt; sie hat durch ihre Popularität das gemeinsame wirtschaftliche Fundament geschaffen. Mit ihm hat sie zwei Söhne.

Filmautor Michael Wulfes reist mit Senta Berger an die Orte ihrer Wiener Kindheit und besucht sie und ihre Familie in ihrer Wahlheimat München, wo Senta Berger seit Jahrzehnten lebt. Trotz ihrer österreichischen Herkunft sieht sie sich als deutsche Künstlerin – Grenzen sind ihr eh egal: "Das fließt doch alles ineinander!" Der Filmbeobachtet sie u. a. bei den Dreharbeiten zum ARD-Fernsehfilm "In den besten Jahren" (Regie Hartmut Schoen) und zu Helmut Dietls geheimnisumwitterter Fortsetzung seiner Kult-Serie "Kir Royal", die in Berlin Mitte spielt und in die Senta Berger als gereifte Mona zurückkehrt.

Zahlreiche Filmausschnitte zeigen die Bandbreite der Schauspielerin, die Altern als ein Abenteuer begreift und bis heute nichts von ihrer erotischen Ausstrahlung verloren hat. Im Interview äußern sich neben Michael Verhoeven u. a. Schauspielerkollegin Erika Pluhar, Freundin Elke Heidenreich, Regisseurin Isabel Kleefeld und der Theaterregisseur Otto Schenk.

Film von Michael Wulffes

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