Mo., 02.12.19 | 20:15 Uhr
Das Erste
Die Notregierung – Ungeliebte Koalition
Der Start der Großen Koalition im März 2018 war denkbar schlecht. Die SPD hatte sich nach der verlorenen Bundestagswahl bereits mit der Oppositionsrolle abgefunden, die Union freute sich auf ein Jamaika-Bündnis mit FDP und Grünen. Es kam bekanntlich anders - aus der Not geboren und eher widerwillig begannen CDU, CSU und SPD eine Neuauflage ihrer Koalition. Dieser Widerwille ist bis heute deutlich spürbar. Mehrfach stand die Große Koalition kurz vor dem Bruch, etwa beim Unions-internen Krach wegen des Masterplans zur Migrationspolitik von Innenminister Seehofer oder beim Streit um den damaligen Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maaßen.
Alle Landtagswahlen und die Europawahl endeten für Union und SPD mit herben Niederlagen. Bei allen drei Groko-Parteien traten die Vorsitzenden ab. Das Ansehen der Parteien hat sich dadurch nicht wesentlich verbessert. Vor allem die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer steht unter großem Druck, auch aus den eigenen Reihen. Zwar konnte die Bundesregierung manche Erfolge vorweisen. Doch noch immer kämpft die Große Koalition vergeblich um verlorengegangenes Vertrauen.
Führende Regierungspolitiker kommen ebenso zu Wort wie Groko-Gegner
Hinzu kommen neuartige Herausforderungen, wie die des Youtubers Rezo; oder die der Protestbewegung von Schülerinnen und Schülern gegen die Klimapolitik. Offen sprechen führende Politiker in der ARD-Dokumentation nicht nur über das Ende der Großen Koalition, sondern auch über das nahe Ende ihrer eigenen Politikerlaufbahn. Erlebt Deutschland gerade mehr als die Dauerkrise der Großen Koalition, nämlich das schleichende Ende der Volksparteien? Ist das auf Kompromiss ausgerichtete Modell der Volksparteien ein Auslaufmodell?
Autor Stephan Lamby hat die Große Koalition vom Frühjahr 2018 an bis heute aus der Nähe beobachtet. Er hat führende Politiker der Regierung und Parteien exklusiv begleitet oder interviewen können, darunter Horst Seehofer, Annegret Kramp-Karrenbauer, Olaf Scholz, Lars Klingbeil, Armin Laschet. Und er hat mit Kritikern aus den eigenen und gegnerischen Reihen gesprochen, etwa mit Robert Habeck, Hans-Georg Maaßen, Kevin Kühnert, Rezo und mit einer 17-jährigen Schülerin.
Stephan Lamby hat im Winter 2017/2018 für die ARD die Dokumentation "Im Labyrinth der Macht - Chronik einer Regierungsbildung" gedreht. Er wurde dafür mit der "Goldenen Kamera" ausgezeichnet und vom Medium Magazin zum "Journalisten des Jahres 2018" gewählt.
Ein Film von Stefan Lamby
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