SENDETERMIN Mo., 23.10.17 | 23:30 Uhr | Das Erste

Geschichte im Ersten: Der Sputnik-Schock

Der Satellit Sputnik
Undatierte Aufnahme des ersten künstlichen sowjetischen Satelliten mit Namen Sputnik. Der kugelförmige Satellit hatte einen Durchmesser von 58 cm und wog 83,6 Kilogramm.  | Bild: (c) dpa - Report / Tass

"Sowjetmond rast um die Erde!", "Russen schockieren Amerika", "Blamage für den Westen". Wie eine Bombe schlägt die Nachricht ein, dass es der Sowjetunion am 4. Oktober 1957 gelungen ist, zum ersten Mal in der Geschichte einen künstlichen Erd-Mond zu starten. Sputnik1 ist in aller Munde. Eine 83 kg leichte Metallkugel mit einem Durchmesser von 58 cm, die mit kosmischer Geschwindigkeit um die Erdkugel saust.

"Wissenschaftlich und politisch betrachtet war es vermutlich der größte Schock im 20. Jahrhundert! Aus dem einfachen Grund, weil die Menschen nicht wussten was es war – sie hatten Angst. Sie fragten sich: Wozu ist dieses Ding in der Lage? Kann es eine Bombe auf uns abwerfen? Kann es uns ausspionieren? Es war erschreckend." (Christopher Kraft / NASA Raumfahrtingenieur )

Reaktionen auf den Erdtrabanten

Die Tür zu einem neuen Zeitalter ist aufgestoßen. US-Präsident Eisenhower versucht Gelassenheit zu zeigen, geht demonstrativ Golf spielen und lässt mitteilen, dass ihm diese kleine Metallkugel im Kosmos keine Angst mache. Aber der Sputnik-Hype ist längst außer Kontrolle geraten. Die ganze Welt ist aus dem Häuschen. Panik, Schock, Ratlosigkeit, Faszination. Wie umgehen mit diesem welthistorischen Ereignis? Jahrelang hatte die Sowjetunion im Geheimen an der Sensation gebastelt und die Amerikaner im Glauben gelassen, beim Wettlauf in den Kosmos die Nase vorn zu haben. Das Sowjet-Reich vor Sputnik gilt vielen im Westen als ein industrielles und wissenschaftliches Entwicklungsland. Ein Vorstoß ins Weltall? Einfach unvorstellbar. 

Nun scheinen die Sowjets plötzlich sogar technologisch in Führung zu gehen. Meinungsforscher im Westen schlagen Alarm. Im Osten wird der Sputnik-Flug als Beleg für die Überlegenheit des Kommunismus gefeiert. Im DDR-Fernsehen jubeln nicht nur Leute wie Karl Eduard von Schnitzler. Die Brecht-Interpretin Gisela May singt im DEFA-Augenzeugen sogar einen brandaktuellen "Sputnik-Song". Im Westen schwankt die Stimmung. Schock, Faszination und Ernüchterung: "Vielen Dank Genosse Sputnik. Du warst für uns ein Schock, wie damals Pearl Harbour. Du hast uns im Innersten getroffen. Du hast uns plötzlich klar gemacht, dass wir nicht immer die Besten sind ..." (Gabriel Heatter / US Radiokommentator)

Mythos und Wirklichkeit

"Der Sputnik-Schock" ist ein Film über den Wettlauf ins All, über Mythos und Wirklichkeit des ersten künstlichen Erdtrabanten. Ein Film auch über das Schicksal desjenigen, der den Sputnik erst möglich machte: Chefkonstrukteur Sergej Koroljow. Seinen Namen durfte die Welt erst erfahren, als er 1965 an der Kreml-Mauer als Held der Sowjetunion beigesetzt wurde. Alle Versuche, ihn für den Nobelpreis zu nominieren, waren an der Geheimniskrämerei der Kreml-Führung gescheitert.

Ein Film über Sieger und Verlierer, über Hintergründe und Geheimnisse der ersten Kosmos-Expeditionen.

Ein Film von Martin Hübner

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