Produzent Walid Nakschbandi über den Film

2008 war ein Jahr, in dem Vertrauen verloren ging und sich Angst breit machte. Die Krise begann damals auf dem US-Immobilienmarkt und erreichte globale Ausmaße. Milliardenschwere Rettungspakete für Industrie und Banken sollten den Kollaps verhindern. Doch die Pleite der US-Bank Lehman Brothers brachte die Weltwirtschaft und viele Menschen in Schieflage, und das über Jahre. Mit Lehman ging mehr verloren als Geld, denn das Vertrauen ins System blieb auf der Strecke. Wo Vertrauen fehlt, gehen Existenzen zu Bruch, das betraf auch die Menschen hierzulande. Sie wurden zu Opfern eines fehlerhaften Systems.
Die Frage nach dem Kontrollverlust
Das Thema ließ mich lange Jahre nicht los. Ich wollte es filmisch in den Blick nehmen, nicht als Spielfilm, sondern in Form eines Dokudramas, in dem es darum geht, das Spiel an die Faktenlage anzupassen und nicht sich künstlerisch über sie zu erheben. Es ging mir um Fragen wie: Was passiert in einem System, wenn der Rahmen und die Kontrolle verloren gehen? Wer ist verantwortlich? Wie sehen die Verantwortlichen der Finanzbranche und der Politik ihre Versäumnisse von 2008? Gibt es Lehren aus diesen Versäumnissen?
Schicksale ungeschönt beschrieben
Wir führten Interviews mit hochkarätigen Gesprächspartnern wie dem damaligen EZB-Chef Jean-Claude Trichet, dem ehemaligen Finanzminister Peer Steinbrück, mit Karl Dannenbaum, dem Ex-Geschäftsführer von Lehman Deutschland, und Andrew Gowers, der 2008 Kommunikationsdirektor von Lehman Brothers in London war. Und wir sprachen mit Geschädigten; mit denen, die ihre Altersvorsorge und ihr für die Kinder Erspartes verloren. Es sind Schicksale, die im Drehbuch von Dirk Eisfeld und Marc Brast ungeschönt beschrieben werden. Mit dem auf dieser Grundlage realisierten Dokudrama haben wir uns bemüht, die Ereignisse im September 2008 noch einmal ins Licht zu rücken.
Geholfen haben ein exzellenter Cast, mein besonderer Dank geht hier an Joachim Król, die Inszenierung des mehrfach ausgezeichneten Regisseurs Raymond Ley und die Wucht des dokumentarischen Materials. Nicht vergessen möchte ich den enormen Einsatz meines Line Producers, Andres Jauernick, und meines Producers Tim Klimes. Für die Unterstützung herzlich danken möchte ich auch HessenFilm, insbesondere Hans Joachim Mendig und Lena Pezzarossa. Der Film entstand in enger Zusammenarbeit mit Marc Brasse und Eric Friedler vom NDR, Susanne Poelchau vom BR, Rolf Bergmann vom rbb und unter Federführung des hr mit Esther Schapira, die ich aus diversen erfolgreichen Zusammenarbeiten kenne, unter anderem für das Dokudrama "Meine Tochter Anne Frank".
Mit "Lehman. Gier frisst Herz" blicken wir nicht nur zurück auf die Ereignisse im Herbst 2008, sondern auch nach vorn auf die Auswirkungen der Krise für unser aller Zukunft.
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