SENDETERMIN So., 27.03.11 | 16:00 Uhr | Das Erste

Hutmacher mit Chuzpe

Von einem, der nicht altern will

erusalems Hutmacher Yitzchak Ferster
Yitzchak Ferster ist ein Unikum – das, was die Israelis einen "Typus" nennen. | Bild: SWR/Colin Rosin

Yitzchak Ferster ist ein Unikum – das, was die Israelis einen "Typus" nennen. Er ist der Hutmacher von Jerusalem, dessen Koffer immer gepackt ist. Nie weiß er, ob er morgen in Jerusalem, Budapest oder New York sein wird. In einem Alter, in dem andere bereits heftig auf die Pension schielen, kocht er den nächsten Deal mit Porto oder Shanghai aus. "Altern" ist für den 64-Jährigen ein Fremdwort. Und "Rente" erst recht.

Die Firma "Ferster Hats" sitzt im Herz von Mea Shearim, dem ultraorthodoxen Viertel von Jerusalem. Mit seinen schwarz gekleideten und im wahrsten Sinn des Wortes gut behüteten Juden und seinen kleinen, engen Gassen sieht Mea Sheraim mehr wie ein polnisches Shtetl vor hundert Jahren aus als wie ein Großstadtviertel. Dabei ist Yitzchak Ferster alles andere als ein Mann von gestern. Der stets gut gelaunte Mann mit dem weißen Rauschebart hat sich ein wahres Hutimperium aufgebaut. Produzieren lässt er in Budapest, die Felle für die Hüte kauft er in Porto, Geschäfte hat er in Jerusalem, Tel Aviv, Antwerpen, New York und New Jersey.

Ursprünglich trug seine Familie den Namen Förster. Vor dem Holocaust lebte sie in Wiesbaden, eine ganze Dynastie von jüdischen Hutmachern. Über Osteuropa gelangte sie nach Jerusalem, von wo aus Yitzchak Ferster seitdem die Welt der ultraorthodoxen Juden mit Hüten ausrüstet.
Ferster ist immer gut für eine Schlagzeile, er besitzt, wie man auf Jiddisch sagen würde, eine Überdosis Chuzpe.

So hat er im letzten Jahr mit einem Gerichtsverfahren gegen den italienischen Huthersteller Borsalino Schlagzeilen gemacht. Fersters Topmodell heißt "Brandolino" und seit Borsalino in Jerusalem eine Filiale aufgemacht hat, liegen sich die beiden Hutmacher in den Haaren. Dass er den Namen seines Topmodells Brandolino von Borsalino gestohlen hätte, lässt er nicht gelten: "Sie könnten auch sagen, 'Borsalino' erinnert an 'Brandolino'", sagt er. "Und überhaupt: Es gibt unendlich viele solcher Namen. Klingen alle gleich. Alle kommen aus der italienischen Hutbranche. Alfonsino, Salantino, und ... wie heißt er noch? Albertino."

Autor Uri Schneider liefert eine Reportage mit Humor und Tempo, ein Road-Movie über einen ultraorthodoxen Juden aus Jerusalem, der mit seinen 64 Jahren mehr Temperament und Lebensfreude besitzt als so mancher 20-Jährige. Einmal ganz abgesehen davon, dass auch kaum eine bessere Quelle für Anekdoten und Legenden aus dem Judentum denkbar ist als dieser "Hutmacher mit Chuzpe".

Film von Uri Schneider

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