Schwimmender Chemieprofessor: Für Wasser gibt es keine Alternative
Die Flüsse kommen zu mir, sagt Andreas Fath. Er durchschwamm den Rhein, den Tennesee River und die Donau. Als nächstes ist die Elbe dran.
Andreas Fath kombiniert zwei Leidenschaften, wie er sie nennt: Schwimmen und Abwasser. Die Idee ganze Flüsse zu Durchschwimmen sei eine Frustreaktion gewesen. Abend für Abend füllte er an der Universität Furtwangen Forschungsanträge aus. Doch keiner der Anträge wurde bewilligt.
Dann durchschwamm er den Rhein in nur 4 Wochen
Mit dem Ziel ein bisschen Werbung für sein Thema zu machen, ist der ehemalige Leistungsschwimmer 2014 gestartet und bis zur Nordsee geschwommen. Er entnahm Wasserproben, analysierte den Fluss, legte Hotspots der Verschmutzung fest. Über eine kleine Kunststoffmembran an seinem rechten Bein sammelt er Wasserschadstoffe und machte seine Ergebnisse öffentlich.
Bereits über 600 Vorträge über den Rhein gehalten
Welche Aufmerksamkeit er damit auf sich zog, damit hat er nicht gerechnet. Der Rhein sei wie ein Spiegel unserer Gesellschaft, erklärt er: „Mikroplastik aus Flaschen und Chipstüten, Medikamentenrückstände wie Antibiotika oder Hormone aus der Antibaby-Pille.“
Die Donau zu durchschwimmen, war zunächst ein Scherz
Über die Aktionen bekomme er die Aufmerksamkeit der Menschen und dann könne er erklären, zum Beispiel wie es dazu komme, dass Mikroplastik in unseren Flüssen schwimmt. Dann hören sie ihm zu, sagt er. Im Scherz äußerte er in einem Interview: Jetzt wäre die Donau noch ganz nett.
Im April 2022 startete er einen weiteren Schwimmmarathon. Hinter ihm lagen zwei 2 Jahre Planung, Sponsorensuche, Einholen von Genehmigungen und die Zusammenstellung des Teams für die Laboruntersuchungen an Bord.
Ungefährlich sind seine Aktionen nie
Es war kalt in der Donau. Im Wasser geschützt durch zwei Taucheranzügen, an Bord wärmte er sich im Maschinenraum auf. Trotzdem komme es immer wieder zu kleinere Verletzungen, sagt er. Die Flüsse, die er wochenlang durchquert, haben keine Trinkwasserqualität.
Im Wasser sind Bakterien enthalten, die dringen in die Haut ein, das gibt Infektionen. „Ich trage von jedem Fluss eine kleine Narbe mit mir herum, mit Stolz allerdings“, sagt er. In Belgrad – wo das Abwasser ungefiltert in die Donau geleitet wird – ging er an Bord. Hier ist er nicht geschwommen – und gerade das hatte große Wirkung: Vielleicht kann er auch hier etwas bewegen.
Seine Botschaft heißt: Macht mit!
Was zu all seinen Aktionen gehört, sind Workshops am Ufer. Das wird auch beim nächsten Projekt an der Elbe so sein. Es geht um Umweltbildung, um Aufklärungsarbeit und es geht darum zu verstehen, dass Plastik kein Müll, sondern ein Wertstoff ist, aus dem sich etwas herstellen lässt. Deswegen lässt er die Workshopteilnehmer/innen aus sortenreinem Plastik Einkaufschips herstellen. Bevor er wieder ins Wasser springt.