Detektivarbeit am Ufer und im Labor
Da, wo sauberes Wasser fließt, ist viel Leben im Bach. Die Heimat von Flusskrebsen, Fischen, Insekten, Wirbellosen und vielen weiteren Lebewesen. Ein Liter Bach-Wasser reicht den Forscher*innen der Universität Duisburg-Essen aus für eine Artenliste. Im Juni waren sie für #unsereFlüsse in ganz Deutschland unterwegs. Das ist ihr Ergebnis.
Das Ergebnis der DNA-Proben von 31 Bächen
Viele von uns kommen täglich an einem Bach vorbei. Wie es dem Gewässer geht, können wir von außen nicht erkennen. Wer darin lebt, haben Wissenschaftler*innen der Universität Duisburg-Essen an 31 der insgesamt über 2.900 Bächen untersucht: Mehrheitlich fanden die Forscher*innen robuste Arten – sie deuten auf eine ökologische Störung hin.
Robusten Arten sind kein gutes Zeugnis für den Bach
Diese „Spezialisten“ für verschmutztes Wasser kommen mit einer schlechteren Lebensraumqualität zurecht – aber wie gut, kann auch eine DNA-Probe nicht sagen. Die Forscher finden zwar sensible und robuste Arten, aber sie wissen nicht, wie es ihnen geht: Haben Sie Geschwüre? Sind sie gestresst?
Artenvielfalt sieht anders aus – trotz einiger „Goldstücke“
Es tummelten sich aber auch sensible Arten im Wasser: Quellschnecke, Muscheln, sensible Köcherfliegen, Bachflohkrebse. Florian Leese, Universität Duisburg-Essen war überrascht von einigen Funden: „Es gibt eben einige Bäche, die noch so Goldstücke haben, also Arten, die teilweise gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht sind, aber sehr selten.“ Beispiele für bedrohte Tiere im und am Bach sind die Schwebfliege, die Gemeine Teichmuschel oder der Braunbrustigel.
Weniger überraschend – der Einfluss des Menschen auf das Ökosystem Bach
Dort, wo wir Menschen unsere Finger im Spiel haben (Industrie, Wohngebiete, Landwirtschaft), da sind auch die Bach-Lebensräume weniger artenreich. Und der Einfluss des Menschen ist groß. Keiner der untersuchten Bäche erreichte die höchste ökologische Zustandsklasse. Lediglich zwei Bäche wurden mit „gut“ eingestuft: Der Kemnitzbach in Sachsen und die Fils in Baden-Württemberg.
Einer der Test-Bäche: Der Mühlbach in Güstrow
Tagesthemen-Moderatorin Jessy Wellmer hat als Kind am Mühlbach in Güstrow Flusskrebse gefangen. Den Flusskrebs konnten die Forscher nicht mehr nachweisen. Aber das muss nach Florian Leese von Universität Duisburg-Essen nicht zwingend heißen, dass es den Flusskrebs im Mühlbach nicht mehr gibt: “Auch genetische Methoden können insbesondere seltene Arten auch übersehen. Da wir an anderen Stellen aber den invasiven Signalkrebs finden konnten, zeigen die Daten, dass Krebse aufgespürt werden können.“