So., 25.02.24 | 21:45 Uhr
Das Erste
Wird der Osten unregierbar, Herr Ramelow?
Im September wird in drei ostdeutschen Bundesländern gewählt. Bodo Ramelow kämpft in Thüringen für seine Wiederwahl als Ministerpräsident, doch die AfD liegt weit vorn. Warum schaffen es die etablierten Parteien nicht mehr, die Menschen im Osten zu überzeugen? Welche Rolle wird das Bündnis Sahra Wagenknecht spielen? Wie kann Politik das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen?
Bodo Ramelow
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) lebt seit 1990 in Thüringen. Er kommt als Gewerkschafter und holt für seine Partei 2004 das bis dahin beste Ergebnis in Thüringen als Spitzenkandidat.
Zehn Jahre später wird er der erste Linke Ministerpräsident Deutschlands und ist es immer noch, allerdings seit März 2020 als Vorstand einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung.
Wenn am 1. September ein neuer Landtag gewählt wird, könnte die als rechtsextremistisch geltende Landes-AfD mit mehr 30 Prozent weit vor allen anderen Parteien liegen. Zusätzlich tritt mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht eine weitere Partei an, die der Linken Stimmen abgraben kann. Ramelow zeigt sich jedoch kampfbereit und gibt den Osten nicht an die AfD verloren. Sein Motto aus alten Gewerkschaftstagen: „Wer zu Hause bleibt, wenn die Schlacht beginnt, der wird die Niederlage teilen müssen.“
Katharina Warda
Katharina Warda ist Soziologin mit den Schwerpunktthemen Ostdeutschland und Rassismus. Sie ist 1985 in Wernigerode in Sachsen-Anhalt geboren worden und wuchs als Schwarze in den Nachwendejahren in existenzieller Unsicherheit und unter dem Eindruck von offenem Rassismus auf.
Mit ihrem Projekt „Dunkeldeutschland“ versucht sie, ungehörte Stimmen zu sammeln und die Zeit nach dem Mauerfall vielstimmig zu beleuchten. Die Rolle der Protestpartei im Osten, die zunächst die PDS später die Linke ausfüllte, hat nach ihrer Ansicht inzwischen die AfD übernommen. Wenn sie an die Macht kommt, erwartet Warda eine unermessliche Zunahme rassistischer und rechter Gewalt.
Thomas de Maizière
Der ehemalige Verteidigungs- und Innenminister ist seit 30 Jahren im Osten des Landes zuhause. Er sagt, die AfD sei deshalb gerade im Osten so stark, weil viele Menschen dort nach der Wende schlechte Erfahrungen mit der Transformation gemacht haben
Nun fühlen diese sich von der Bundespolitik unverstanden: „Im Osten haben Menschen westdeutsche Belehrungen satt. Vor allem, wenn sie paternalistisch und wohlwollend daherkommen.“ Viele würden daher aus Protest die AfD wählen, ohne sich für das Programm oder die Kandidaten zu interessieren.
„Caren Miosga“ ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD, produziert von der MIO media im Auftrag des NDR.