So., 05.05.13 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Gäste: Tanja Busse (Publizistin), Christoph Lütgert (Autor und Reporter), Dorothea Siems (Die Welt/Welt am Sonntag), Florian Willershausen (Wirtschaftswoche)
Am Mittwoch vergangener Woche stürzte in Bangladesch eine marode Textilfabrik ein. Inzwischen ist die Zahl der Todesopfer auf mehr als 500 gestiegen. Erst vor einem halben Jahr waren dort bei einem Brand in einem vergleichbaren Gebäude 117 Menschen gestorben. In der nun betroffenen Fabrik wurde offenbar auch Kleidung für deutsche Firmen genäht: In den Trümmern sollen Textilien der Marke Kik gefunden worden sein. So wie der Billiganbieter lassen auch viele andere deutsche Anbieter in Bangladesch Kleidung produzieren, weil die Lohnkosten dort extrem niedrig sind. Deshalb geraten bei der Frage nach der Verantwortung für das Unglück auch deutsche Unternehmen, und mit ihnen deren Kunden, in die Kritik. Weitgehend Einigkeit herrscht darüber, dass die Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern verbessert werden müssten. Einige Organisationen fordern, deutsche Konsumenten sollten bis dahin keine Kleidung kaufen, für die Menschen zu Hungerlöhnen arbeiteten. Dagegen führen Ökonomen das Argument ins Feld, dank der Textilindustrie gebe es in vielen Entwicklungsländern überhaupt Arbeit - und mit der kämen langsam aber sicher auch Fortschritte im Bereich von Einkommen, Bildung und Technik.
Wer trägt die Verantwortung für die wiederholten Unglücksfälle im Textilsektor: die Arbeitgeber vor Ort oder die deutschen Auftraggeber? Machen wir uns als Schnäppchenjäger von Billigkleidung mitschuldig? Hilft der Boykott von Billigkleidung oder schadet er den Menschen, die in Bangladesch und anderswo auf die Arbeit im Textilsektor angewiesen sind? Darüber diskutiert ARD-Programmdirektor Volker Herres am Sonntag im "Presseclub" mit seinen Gästen.