So., 29.11.20 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Schule, Verwaltung, Wirtschaft – die Pandemie hat den digitalen Rückstand Deutschlands schonungslos zu Tage gefördert: Lehrer und Schüler verfügen nicht über das nötige Equipment für den Unterricht zu Hause. Es fehlen flächendeckend Lehrpläne und Lernmanagementsysteme. Und wenn eine Schule digital schon weiter ist, dann wird sie von der zuständigen NRW-Kultusministerin Gebauer zurückgepfiffen. Beispiel Solingen. Präsenzunterricht heißt deshalb das Mantra der Kultusminister.
Notstand auch bei den Gesundheitsämtern. Viele arbeiten noch immer mit Fax und Excel-Tabellen, um Kontakte nachverfolgen zu können. Dabei stand schon im Frühjahr das geeignete digitale Werkzeug zur Verfügung, was den völlig überlasteten Behörden die Arbeit erleichtert hätte. Doch die wenigsten Ämter nutzen es. Das hat diese Woche der Rechercheverbund von NDR, WDR und SZ aufgedeckt. Auch der Mittelstand leidet unter der digitalen Misere. Viele kleine Gewerbebetriebe auf dem Land sind nicht ans schnelle Internet angeschlossen.
Da sieht die Situation im Ausland, und zwar nicht nur in den USA und China, deutlich besser aus. Selbst auf den Lofoten werden Lachsfarmen vom Festland aus digital gesteuert. Wie konnte es passieren, dass Deutschland derart den Anschluss verpasst hat? Stellen wir politisch jetzt die richtigen Weichen, um zukunftsfähig zu bleiben? Investieren wir genug in Forschung und Entwicklung oder unterstützen wir in der Krise noch immer die alten Industriezweige des 19. Jahrhunderts, die unseren Wohlstand begründet haben? Neue Technologien haben schon immer Angst erzeugt, auch dieses Mal. Sind diese Sorgen berechtigt, ist die Digitalisierung ein Jobkiller, führt sie zur Verarmung unserer zwischenmenschlichen Beziehungen? Wie verändert die Digitalisierung unsere Gesellschaft?
Über die Chancen und Risiken der Digitalisierung diskutiert WDR-Chefredakteurin Ellen Ehni mit den Gästen:
Marc Beise, Süddeutsche Zeitung
Armin Himmelrath, Der Spiegel
Adrian Lobe, freier Journalist und Buchautor
Miriam Meckel, Gründungsverlegerin von ada