So., 08.11.15 | 12:03 Uhr
Das Erste
Presseclub
Gäste: Rainer Hank (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Cordula Tutt (Wirtschaftswoche), Ursula Weidenfeld (Freie Journalistin), Rudolf Hickel (Publizist)
Betrug am Kunden, Betrug an den Behörden, Betrug an der Umwelt: Der Skandal um falsche Messwerte bei Volkswagen hat in dieser Woche eine neue Dimension erfahren: Nicht nur wurden Dieselmotoren mit einer Software ausgestattet, die bei Abgastest falsche Stickoxid-Werte vorgaukelte. Auch bei den CO2-Emissionen hat der Wolfsburger Konzern falsche Werte angegeben und die Verbrauchswerte seiner Autos geschönt. Die Quittung: Erneute massive Kursverluste an der Börse, das Ansehen der neuen Führungsriege um Vorstandschef Matthias Müller ist stark beschädigt.
Und nicht nur der Ruf von Volkswagen nimmt Schaden: Inzwischen leidet die gesamte deutsche Automobilindustrie unter dem Generalverdacht, dass Normen und Werte unterlaufen werden, dass Absatz und Umsatz vor dem Vertrauen der Verbraucher stehen. Jetzt könnte auch das Gütesiegel „Made in Germany" in Gefahr geraten, das einmal so etwas wie ein Ehrenkodex der deutschen Wirtschaft war, und nicht nur das Versprechen von Wertarbeit beinhalte, sondern auch eine moralische Richtschnur war: Gute Produkte aus ehrlicher Arbeit.
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sieht keinen dauerhaften Schaden für die deutsche Wirtschaft durch den VW-Skandal. Doch Gabriel ist als ehemaliger niedersächsischer Ministerpräsident - und damit VW-Aufsichtsrat - Teil des Systems Volkswagen. Immer deutlicher wird: Die Politik versagt bei der Aufsicht über die großen Konzerne, die sich nur zu gerne außerhalb von Recht und Gesetz verstehen. Das zeigt sich bei Volkswagen, bei der Deutschen Bank, das hat sich beim Siemens-Korruptionsskandal gezeigt. Fällt die „Deutschland AG" von ihrem hohen Ross?
Darüber diskutiert WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn am Sonntag im "Presseclub" mit seinen Gästen.