So., 01.11.20 | 23:35 Uhr
Das Erste
"druckfrisch"-Musikerin des Monats: Hildur Gudnadóttir
Fünf äußerst eigenartige Musikerinnen und Musiker, die wir bis vor kurzem selbst kaum gekannt haben, bevölkern den herbstlichen Soundtrack von "druckfrisch".
Selbst wir hatten weder bei unseren vielfältigen musikalischen Exkursionen noch in unseren kühnsten Träumen von einem Menschen namens Quintron gehört, der in Bitburg (Germany) geboren wurde und in New Orleans mit seiner Dame Miss Pussycat angeblich einen eigenen Club betreibt, in dem er eigene Instrumente mit Namen wie "Spit Machine" spielen soll, die dann ausgiebig zu "erbaulich primitiver Klangerzeugung" (BZ) genutzt werden. Wie man auf so etwas kommt? Danke für den Tipp an Kai K.! Welch unfassbare Orgel!
Hildur Gudnadóttir, die in Berlin lebende Isländerin mit dem Oscar in der Tasche ist der Beweis, dass man mit Avantgardemusik weltbekannt werden kann. Vor ein paar Jahren trat sie bei obskuren Konzerten noch auf der selben Bühne mit Noise-Acts wie "Rumpeln" auf … jetzt bekam sie für den "Joker"-Soundtrack den Oscar und für die "Chernobyl"-Musik, bei der ihr einziges Musikinstrument ein originales Kernkraftwerk war, den Grammy. Was da noch fehlt? Klar, nur die Auszeichnung als "druckfrisch-Musikerin des Monats November, die sie jetzt ebenfalls auf ihrem Regal stehen hat. Welch unglaubliche Karriere!
Eine besondere Ehre ist es uns dann, den großen Chilly Gonzales (der so groß ist, dass seine Füße nicht mal unters Klavier passen) live bei der "druckfrisch"-Challenge "Spiel-uns-ein-Lied-von-dir-in-einer-Minute!" begrüßen zu dürfen. Ganz selbsternanntes Genie und knallharter Profi fragte er nach jeder Aufnahme, wie lang er denn geworden wäre und legte mit maßgeschneiderten 63 Sekunden seiner Komposition "Chico" vom Konzeptalbum "Solo Piano III" eine ziemliche Punktlandung in Pantoffeln hin. Welch große Ehre!
Zur Fahrt durch isländische Tunnel und dem Flug über den Siglufardarvegur (die isländische Traumstraße 76 ganz oben im Norden beim Milavatn) brauchten wir einen Road Movie Song, wie ihn eigentlich nur Bruce Springsteen schreibt, der in "druckfrisch" allerdings auf dem No-Go-Pop-Index steht. Also verwendeten wir eine großartig hingenuschelte Elektro-Version seines legendären "State Trooper", der von der besseren "The Kills" Hälfte Alison Mosshart eingesungen wurde, in die man sich immer wieder verlieben könnte. Welch eine Fahrt!
Den Bob-Dylan-Sound-A-Like-Contest gewinnt im Abspann dann der herrliche Herman Dune, der allein mit seinen drei schwarzen Katzen in seiner Garage im tiefen Kalifornien (San Pedro) ein herrlich deprimierendes Album aufgenommen hat. Klar klingt sein Song "Say You Love Me Too" genauso wie seine Bobheit auf "Girl From The North Country", aber das ist ja erstens nicht die schlechteste Referenz und zweitens hat man sich immer schon gewünscht, dass es noch ein zweites so schönes Lied auf der Welt gibt. Dieser Wunsch ist jetzt in Erfüllung gegangen.
Der Lockdown kann kommen!
Playlist der Sendung:
Titel | Interpret |
---|---|
Firestorm | QUINTRON |
The Door / Chernobyl OST | Hildur Gudnadóttir |
Chico | Chilly Gonzales |
State Trooper | Alison Mosshart |
Say You Love Me Too | Herman Dune |
Stand: 01.11.2020 18:45 Uhr
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