So., 25.08.24 | 23:50 Uhr
Das Erste
Alexander Schimmelbusch: "Karma"
Das Jahr 33 verheißt in der deutschen Geschichte nichts Gutes. Ein Zufall also, dass Alexander Schimmelbusch seine KI-Dystopie im Jahr 2033 ansiedelt? 100 Jahre, nachdem die Deutschen schon einmal ins Verderben steuerten?
Das "Karma" scheint erst einmal gut für die fünf Führungskräfte des deutschen Technologie-Riesen Omen SE. Bei einem rauschenden Festakt werden sie in den großzügigen Vorruhestand versetzt. Der goldene Handschlag umfasst gläserne Smart-Houses in den brandenburgischen Wäldern sowie die firmeneigene KI-Begleitung, die beständig ihre Mental Health überwacht und Bedürfnisse erfüllt. Eine Belohnung. Schließlich haben die Fünf ganz erheblich zum Erfolg der Firma, ja des Landes, beigetragen. Deutschland hat endlich seine technologische Rückständigkeit überwunden und trägt mit den KI-Lösungen der Firma Omen SE die digitale Revolution maßgeblich voran.
Die Ahnung, dass dieses "Märchen" nicht gut ausgehen kann, beschleicht Leserinnen und Leser jedoch schnell. Mündet Technologie-Gläubigkeit also automatisch in totalitäre Strukturen? Was passiert mit der Gesellschaft, wenn sie die Verantwortung für Glück und Wohlbefinden an Künstliche Gehirne abgibt? Der gelernte Finanzberater Schimmelbusch verknüpft in seinem inzwischen fünften Roman die verlockenden Verheißungen einer digitalen Zukunft mit den unheilvollen Tendenzen der Deutschen zu unnachgiebiger Gründlichkeit und faschistischen Strukturen. Heraus kommt ein Schauerroman, der zwar in der Zukunft spielt, uns jedoch erschreckend nahe kommt. 2033 – also in neun Jahren – könnte es so weit sein.
Stand: 26.08.2024 12:04 Uhr
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