So., 13.04.25 | 23:35 Uhr
Das Erste
Denis Scheck empfiehlt: "Der große Gatsby" von F. Scott Fitzgerald
Es ist einer der verführerischsten Romane der gesamten Weltliteratur. Er bietet einen Blick hinter die Kulissen des amerikanischen Traums, ja für viele ist er so etwas wie die Entschlüsselung der DNA der USA: „Der große Gatsby“.
Er erzählt von Geld und Liebe und dem mühseligen und oft leidvollen Weg auf der Suche nach beidem. Dabei ist es ein unglaublich schmaler und atemberaubend elegant konstruierter Roman, gerade mal 176 Seiten, quasi Kondensliteratur. Vor exakt 100 Jahren, im April 1925, ist der Roman erstmals erschienen. Und jetzt liegt er in einer wunderbaren Neuübersetzung von Bernhard Robben sowie in einer von Horst Lauinger üppigst kommentierten und von Claudius Seidl klug benachworteten Prachtausgabe im Manesse Verlag vor.
Am Ende von „Der große Gatsby“ lesen wir von der berühmtesten Unfallflucht der Weltliteratur. Eine Frau stirbt nach einem Autounfall. Der vermeintliche Täter, ein Superreicher, wird von ihrem Ehemann erschossen. Vor diesem Showdown erzählt Fitzgerald eine Liebesgeschichte: Jay Gatsby ist ein Mann, der nach oben will – auch, weil er ins Bett will mit Daisy Buchanan, einer Frau aus der amerikanischen Oberschicht. Deshalb rafft er in Zeiten der Prohibition auf mehr als zwielichtige Weise ein Vermögen zusammen. Doch Daisy hat sich in der Zwischenzeit einem anderen zugewandt, der sein Vermögen ererbt hat. Der eigentliche Held dieses Romans ist aber nicht der große Gatsby. Auch nicht seine angehimmelte Daisy. Der Held ist der Erzähler Nick Carraway, genauer gesagt seine Erzählerstimme, in der Bewunderung für Chuzpe und Aufstiegswillen, aber auch Menschenfreundlichkeit, moralische Integrität und Sinn für Schönheit zusammenkommen – eben all das, was einmal den amerikanischen Traum ausmachte.
Stand: 13.04.2025 13:37 Uhr
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