So., 24.11.19 | 23:35 Uhr
Das Erste
Denis Scheck empfiehlt: Baedeker's "Handbuch für Schnellreisende"
Vor rund zweihundert Jahren hatte der deutsche Verleger Karl Baedeker eine revolutionäre Idee. Mit seinem "Handbuch für Schnellreisende" erfand er den modernen Reiseführer. Erst für die gerade in Mode kommende Rheinreise, bald aber auch zu Zielen wie London, Paris, Wien und zuletzt zu solch abgelegenen Orten wie den Vereinigten Staaten, Griechenland oder die Schweiz. Wie alle Revolutionen brachte Karl Baedekers geniale Idee aber auch Nachteile für bestimmte Berufsgruppen mit sich. Ganze Generationen von Fremdenführern, Fiakerkutschern, Gepäckträgern und Dienstboten aller Art verfluchten diese Erfindung: Denn mit Hilfe der Informationen aus "dem Baedeker" über Routen und landläufige Preise konnten die immer zahlreicher werdenden Touristen nun entweder ganz auf ihre Dienste verzichten oder ließen sich jedenfalls nicht mehr so leicht übers Ohr hauen wie ihre ohne Reiseführer reisenden Genossen.
Ratschläge Baedekers bis heute vernünftig wie einleuchtend
Drei Reiseexperten von heute haben nun aus den verschiedensten Auflagen diverser Baedeker-Bände eine kommentierte Best-of-Anthologie zusammengestellt. Ergebnis ist ein Reiseführer für Zeitreisen mindestens so sehr wie für Reisen an exotische Orte. Wie reist man stilvoll durch Indien, Palästina und Syrien? Was ist zu beachten, wenn man Russland, Konstantinopel oder Ägypten für sich entdecken möchte? Die Ratschläge des Baedekers sind dabei bis heute ebenso vernünftig wie einleuchtend. So sollte man sich ohne 160 Flaschen Wein an Bord tunlichst niemals auf eine Nilkreuzfahrt einlassen. Und bis auf den heutigen Tag gilt: "Unberufene Reisegefährten finden sich wohl in Gasthöfen, auf Dampfbooten etc., Menschen von sonst ganz liebenswürdiger Art, die, wenn sie von einer Gebirgs- oder Gletscherreise hören, schwärmen, und um die Erlaubnis bitten, sich anschließen zu dürfen, an Abhärtung und Entbehrung aber nicht gewöhnt sind, weder Regen noch Schnee noch anstrengende Märsche ertragen können, auch sonst mit ihrem Schuhwerk und ihrer Kleidung für solche Wanderungen nicht eingerichtet sind. Reisegefährten dieser Art können durch den Aufenthalt, welche sie veranlassen, höchst lästig werden, die Kosten beträchtlich erhöhen und den Zweck der Reise ganz vereiteln.“
Mark Twain wusste: "Reisen ist tödlich … für Ihre Vorurteile." Diese Einsicht illustrierte das "Handbuch für Schnellreisende" aufs vortrefflichste. Also vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue, und lesen Sie das "Handbuch für Schnellreisende", herausgegeben von Christian Koch, Philipp Laubach und Rainer Eisenschmid, erschienen im DuMont Reiseverlag / Karl Baedeker Verlag.
Stand: 24.11.2019 18:00 Uhr
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