So., 13.12.20 | 23:50 Uhr
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Denis Scheck empfiehlt: Edward Brooke-Hitching "Der Atlas des Himmels"
Eine kleine Geschichte der Astronomie
Die erste Schrift, die der Mensch las, war die Schrift am Himmelszelt. Davon legen die Malereien in den Höhlen von Lascaux genau so Zeugnis ab wie die Pyramiden von Gizeh oder das britische Stonehenge. Von der Entzifferung dieser Schrift erzählt der Brite Edward Brooke-Hitching in seinem faszinierten bebilderten Sachbuch "Der Atlas des Himmels.“ Die Astronomie verknüpft Wissenschaft mit Mythos. Unsere Galaxie, die Milchstraße, trägt ihren Namen zum Beispiel, weil die antiken Griechen glaubten, dass Gottvater Zeus mit der Sterblichen Alkmene ein Kind namens Herakles gezeugt hatte. Aus Angst vor der eifersüchtigen Zeusgattin Hera setzte Alkemene den kleinen Herakles aus. Das Baby fand nun aber niemand anderes als ausgerechnet Hera, die sich rühren ließ und Herakles an ihre Brust legte. Der Superheld Herakles hatte aber auch schon als Säugling offenbar einen Superappetit und biss Hera in die Brust, worauf diese ihn von sich schleuderte. Ihre Muttermilch spritzte über den Himmel. Auf Griechisch heißt gala Milch, und unsere Galaxie deshalb eben Milchstraße.
Brooke-Hitchings "Atlas des Himmels" steckt randvoll mit solchen Geschichten. Zu allen Zeiten war die Beschäftigung mit Astronomie eine brandgefährliche Sache. Die Grabinschrift zweier Hofastronomen aus dem China des Jahres 2136 v. Christus lautet etwa: "Hier liegen Ho und Hi, deren trauriges Schicksal zum Spott herausfordert: Sie konnten die Sonnenfinsternis nicht erkennen.“ Noch im Jahr 1600 ließ die katholische Kirche Giordano Bruno in Rom auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Im Lauf des 20. Jahrunderts hat sich unser Wissen über die Zahl der Galaxien in diesem Universum explosionsartig vergrößert. Erst wussten wir nur von ein paar Dutzend, dann von Tausenden, schließlich Millionen und Milliarden anderer Galaxien – inzwischen geht man von über einer Billion Galaxien aus. Und allein unsere Milchstraße umfasst geschätzt 250 Milliarden Sterne. Das ist der Stoff aus dem die Träume sind … Also vertrauen Sie mir, ich weiß was ich tue, und lesen Sie Edward Brooke-Hitching. Der Atlas des Himmels, erschienen in der deutschen Übersetzung von Lutz-W. Wolff im Knesebeck Verlag.
Stand: 13.12.2020 23:50 Uhr
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