So., 27.04.25 | 23:35 Uhr
Das Erste
Saxofonist, Spoken Word Artist, Exzentriker
Alabaster DePlume mit neuer Platte
Seine Songtexte sind Ausdruck seines ganz persönlichen Heilungsprozesses, den er offen mit seinem Publikum teilt: Alabaster DePlume macht den eigenen Selbstfindungsprozess zum zentralen Thema seines neuen Albums "A Blade Because A Blade Is Whole" : Ein meditativer Groove aus Jazz, Folk, aufwändigen Streicherarrangements und vertonten Gedichten. Auch dieses Album basiert auf stundenlangen, improvisierten Aufnahmesessions. Ab Mai geht Alabaster DePlume auf Tour. ttt hat den Künstler im „Total Refreshment Center“, einem Kreativ-Spot im Londoner Stadtteil Hackney getroffen.
Musikalische und soziale Heimat
Seit zehn Jahren ist das "Total Refreshment Center" seine Heimat - musikalisch und sozial. Eine Mischung aus Kulturzentrum, Live-Bühne und Aufnahmestudio – "der beste Ort der Welt", wie Alabaster DePlume meint, "Ich liebe dieses Gebäude – und ich spreche mit ihm. Und diese Gemeinschaft hier hat mein Leben verändert." Er macht Musik, um sich und andere verstehen zu lernen, um zu versöhnen, zu heilen.
Heilung und Selbstermächtigung
Alabaster DePlume. Unter diesem Künstlernamen veröffentlicht der Mitvierziger seit zwölf Jahren seine melancholisch-sanfte, schwebende Musik. "A Blade Because A Blade Is Whole" heißt sein neues Album.
Ein meditativer Strudel aus jazzigen Instrumentals, Folk und vertonten Gedichten. Es geht um Selbstfindung, um Selbstermächtigung. "Ich habe gelernt mich den Gefühlen vor denen ich immer geflohen bin, zu stellen und sie zuzulassen", so Alabaster DePlume, "ich habe entdeckt, dass sie mich nicht zerstören."
Radikale Lebensänderung
Dieses alte Saxophon, das er gegen alle Regeln spielt, ist sein Instrument, das schlingernde Vibrato eine eigene Gesangsstimme. Begonnen hat er eigentlich als Rock-Gitarrist. Dann, mit Mitte 20, lernt er Saxophon, autodidaktisch. Teil einer radikalen Lebensänderung. Er zieht von Manchester nach London, erzählt er: "Ich habe all meine Freunde hinter mir gelassen und bin an einen neuen Ort gezogen, in eine neue Gemeinschaft. Das waren chaotische, betrunkene Gitarristen, die rund um die Uhr spielten – und ich habe mit ihnen gespielt. Ich habe Saxofon gelernt, während ich mit diesen Jungs betrunken war – weil wir aus Spaß gespielt haben."
Musik im Augenblick
Alabaster DePlume liebt es, mit jedem jederzeit zu spielen. Es geht um das Gemeinschaftliche. Um das Unvorhersehbare. Auch seine Alben basieren auf stundenlangen, improvisierten Aufnahme-Sessions. "Für die meisten Menschen ist es wichtiger, etwas aufzunehmen, als der Moment, in dem es passiert. Für mich ist es wichtiger, dass es passiert, als dass wir es aufnehmen", so Alabaster DePlume.
Schimpfwort als Ziel
Seine Alben erscheinen inzwischen auf dem hippen Neo-Jazz Label „International Anthem“. Mit dem Label kam der Erfolg. Aber sieht er sich überhaupt als Jazz-Musiker? "Dieses Wort war ursprünglich auch ein rassistisches Schimpfwort", erklärt er, "heute wird Jazz gefeiert. Wir beschäftigen uns damit. Ich hoffe, dass ich eines Tages etwas erschaffe, das so besonders ist, dass die Menschen dafür ein Schimpfwort erfinden – und dann bezeichne ich so meine Musik. Das wäre meine Hoffnung."
Autor: Peter Scharf
Stand: 27.04.2025 16:40 Uhr
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