So., 08.12.24 | 23:20 Uhr
Das Erste
Neugier als Überlebensstrategie
Kat Frankie und ihr Projekt BODIES
Nach Berlin kam die Australierin Kat Frankie 2004 wegen der billigen Mieten und der kreativen Musikszene. Geprägt von der Folk- und Pop-Plattensammlung der Mutter begann sie schon früh Gitarre zu spielen und eigene Songs zu schreiben. In Deutschland tritt sie meist solo, nur mit ihrer Akustikgitarre auf, man kann sie aber auch mit Kolleg*innen auf der Bühne erleben. Ihr jüngstes Projekt heißt BODIES: Acht Sängerinnen bilden ein kraftvolles A-cappella-Ensemble, das jetzt ein neues Album veröffentlicht und ab Januar 2025 auf Tour ist. ttt hat Kat Frankie in Berlin getroffen.
Der Körper als Instrument
BODIES, Körper - das A-cappella-Projekt von Kat Frankie: Größtmögliche Wirkung aus maximaler Reduktion. "Ich bin dieser kleine Punkt hier und ich fülle einen ganzen Raum nur mit meiner Stimme. Ich fühle mich sehr groß, wenn ich in so einem Raum singe", ist Kat Frankie nach wie vor beeindruckt. Es sind ihre Songs, die bei BODIES gespielt werden. Schon lange integriert Kat Frankie A-cappella-Stücke in ihre Solo-Shows. Doch dann entwickelte BODIES ein Eigenleben: "Ich bin immer noch die Hauptsängerin, aber ich liebe es, dass ich nicht immer der Fokus bin", meint Frankie, "jetzt fühle ich mich, als ob ich Teil eines Teams bin und das ist ein neues Gefühl."
Von Australien nach Berlin
Kat Frankie ist in Sydney aufgewachsen. Schon früh entdeckt sie im Kinderchor die Möglichkeiten ihrer Stimme. Nach dem Design-Studium arbeitet sie in einem Architekturbüro. Vor genau zwanzig Jahren kommt Kat Frankie nach Berlin. Eigentlich nur für ein Jahr, erzählt sie: "Ich kam nach Berlin wegen Nick Cave und Chicks on Speed. Und ich bin irgendwie hängen geblieben" In intimer Café-Atmosphäre spielt sie ein erstes Konzert am Schlesischen Tor, gründet ihr eigenes Label und produziert ihre eigene Musik. Sie erlebt, wie die Stadt sich verändert: "In den 90ern lag der Fokus darauf, sich nicht zu verkaufen. Und heute ist das definitiv kein Thema mehr, weil sich mittlerweile alle ständig selbst vermarkten", meint Kat Frankie, "der Einsatz ist heute höher: Es ist nicht mehr so günstig, hier zu leben. Man kann nicht einfach zehn Jahre in Cafés spielen. So, wie ich es gemacht habe, würde man heute nicht überleben."
Alles außer Mainstream
Kat Frankie bewirbt sich für den Eurovision Songcontest, geht auf Tour mit Olli Schulz und singt im Duett mit Clueso. Ob Solo oder mit Band: Sie hat fast überall schon mal gespielt. Nur Mainstream könne sie nicht, sagt sie. Kat Frankie: "Es ging darum, neugierig zu sein. Und zu denken: Was wird möglich, wenn ich etwas mache? An manchen Tagen ist es leicht, an anderen schwer. Neugier ist irgendwie eine Survival Strategy." Neugier als Überlebensstrategie: Auch mit BODIES sucht sie die Herausforderung, kombiniert Gospel mit perkussiven Elementen, feiert den Körper als einzigartiges Instrument: "Ich habe die Namen von allen Sängerinnen auf meinem Keyboard. Wenn ich schreibe, weiß ich genau, wer das machen kann", so Kat Frankie.
Album und Tour
Jetzt erscheint das neue Album von BODIES, die Proben laufen bereits. Anfang Januar beginnt die Tour durch die großen Konzerthäuser. "Berlin ist eine Art Heimspiel", so Kat Frankie. "Es ist wunderschön, vor einem Publikum zu singen, das uns von Anfang an begleitet hat. Es gibt Leute im Publikum, die bei meinen ersten Konzerten waren. Ich habe angefangen in einem Café am Schlesi. Und jetzt sind wir hier." Gänsehaut garantiert.
Autor: Max Burk
Stand: 08.12.2024 23:03 Uhr
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