So., 08.12.24 | 23:20 Uhr
Das Erste
Land als Quelle des Lebens
Kunst- und Wissenschafts-Ausstellung über den Erhalt gesunder Böden
Wie steht es um unsere Böden? Hunderte von Jahren benötigen sie, um sich zu bilden und so die Grundlage für unsere Existenz zu sein. Und doch werden jedes Jahr etwa 100 Millionen Hektar gesunder Böden vernichtet. Was können wir also tun, um sie zu schützen? Die immersive Ausstellung "Save Land. United for Land" präsentiert wissenschaftliche Erkenntnisse gleichberechtigt mit Videos, Rauminstallationen, archäologischen Funden und Gemälden und will so zum Handeln für eine Renaturierung der Böden ermutigen. ttt hat die Schau in der Bonner Bundeskunsthalle besucht.
Bewusstsein schaffen
Die Ausstellung schafft ein Bewusstsein dafür, dass das Verschwinden produktiver, nutzbarer Landflächen auch eine große Ursache für den Klimawandel ist – mit Kunst! So gewinnt eine Pop-Art-Säge von Claes Oldenburg im Zusammenhang mit der Abholzung des Regenwalds hier neue Bedeutung. "Wir glauben, dass die Kultur in diesen großen globalen Fragen Klimawandel, Umweltschutz eine wichtige Stimme haben kann. Es geht darum, dass wir da die Kräfte bündeln, erläutert Kuratorin Henriette Pleiger die Motivation für die Schau. Die Ausstellung gliedert sich in drei große Oberthemen: Stadt, Land, Natur.
Die Stadt
Den Anfang macht die Stadt. Mehr als 50 Prozent der Menschen leben heute in Städten, und damit auf nur zwei Prozent der bewohnbaren Landfläche. Tendenz: rasant steigend. Die Stadt als Spielplatz, Ort der Ideen, aber auch als Moloch, der ungeheure Ressourcen verbraucht. Tatsächlich wird jeder Einwohner einer deutschen Großstadt durch gigantische Anbauflächen versorgt, die in den seltensten Fällen vor der Haustür liegen. Henriette Pleiger: "Diese Versorgungsflächen, die kommen aus völlig anderen Weltregionen und degradieren Böden in einer abstrakten Entfernung, die wir überhaupt nicht wahrnehmen."
Das Land
Die peruanische Künstlerin Ximena Garrido-Lecca hat eine Art traditionellen Dreschplatz aus abgeernteten Maiskolben geschaffen. Ein Ort zum Ausruhen, Nachdenken. "Mich interessiert diese Spaltung zwischen Kultur und Natur. Und die Idee des gegenseitigen Austauschs. Es ist so wichtig den Boden, das Land zu respektieren und, ja, zu heilen", so Ximena Garrido-Lecca. Mais ist das meistangebaute Getreide der Welt. Dabei geht es immer weniger um Nahrung, sondern um Kosmetika, Tabletten, Klebstoffe, Öl oder Ethanol. Die Informationsdichte dieser Ausstellung ist gewaltig. Die Kunst macht das Thema emotional, anfassbar.
Die Natur
Und dann tauchen wir noch in die "unberührte Natur" ein, gemeint sind die raren Gebiete auf unserem Planeten, die noch nicht durch den Menschen verändert worden sind. Aber ständig bedroht sind, auch von uns ausgebeutet zu werden. "Wir messen den Flächen noch unberührter Natur kaum einen ökonomischen Wert bei, weil sie nicht produktiv sind", sagt Kuratorin Henriette Pleiger, "sie haben aber ganz andere Leistungen, die wir anerkennen müssen, nämlich zum Beispiel bezüglich des Klimawandels. Da muss es ein Umdenken geben in einer Neubewertung von der Bedeutung von Land für unser Leben." Das Thema dieser Ausstellung: schwere Kost. Aber sehr sinnlich vermittelt.
Autor: Peter Scharf
Stand: 08.12.2024 23:03 Uhr
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