So., 16.02.25 | 23:05 Uhr
Das Erste
Kino mit Star-Faktor
Kalte, glitzernde Gegenwelten: Dorthin entführen die Weltstars Robert Pattinson und Marion Cotillard das Berlinale-Publikum in diesem Jahr. Pattinson taumelt als Roboter "Mickey 17" über einen Eisplaneten, den Oscar-Gewinner Bong Joon-Ho im gleichnamigen Science-Fiction-Film erschaffen hat. Cotillard kehrt in "La Tour de Glace" dagegen in die 1970er Jahre zurück und schlüpft dort in die Rolle einer märchenhaften Schneekönigin. Sind das cineastische Fluchtreflexe angesichts unserer harten politischen Gegenwart? Oder erkunden die Stars hier die Imaginationskraft des Kinos?
Marion Cotillard als Schneekönigin
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Eine Königin des Kinos ist sie ohnehin, aber in ihrem neuen Film zeigt sie sich nun auch als Diva, die aus der Kälte kam, als Schneekönigin in "La Tour de Glace". "Ja, ich habe einen ziemlich besonderen Bezug zum Schnee. Er besitzt Schönheit und Magie, weil jede Schneeflocke einzigartig ist. Und tatsächlich, gestern bei Schneefall in Berlin anzukommen und sich heute bei schneiendem Himmel vorzubereiten, das fand ich äußerst hübsch", erzählt Schauspielerin Marion Cotillard. Der Film entführt uns in eine märchenhafte Vergangenheit, indem ein junges Mädchen aus einem Waisenhaus in den Bergen ausreißt und zufällig an ein Filmset gerät, an dem das Märchen "Die Schneekönigin" verfilmt wird.
Deutsch-französische Koproduktion mit August Diehl
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August Diehl spielt den geheimnisvollen Arzt der Hauptdarstellerin. "Ich bin mit der 'Schneekönigin' aufgewachsen, dem unheimlichsten Märchen, das ich in meiner Kindheit las. Und ich habe schon immer gedacht hatte, man sollte einen neuen Film daraus machen", so August Diehl. Die unnahbare Hauptdarstellerin nimmt sich des Mädchens an. Gemeinsam ergründen sie ihre Geheimnisse. Wobei es in diesem märchenhaften Arthouse-Film letztlich um eine Ergründung des Schauspielberufs, der Magie des Kinos geht. Dabei bleibt der Film so rätselhaft wie der Schnee, sehr zum Gefallen des Stars. "Ich habe des Öfteren schon solch geheimnisvolle Figuren verkörpert, und ich möchte dieses Geheimnis auch für mich selbst bewahren. Ich habe keine Lust, alles zu durchdringen, sondern will mich von gewissen Reaktionen überraschen lassen", so Cotillard.
Robert Pattinson als Roboter "Mickey 17"

Und noch ein Starfilm vom Eisplaneten Berlinale, in diesem Fall hochskurril: "Mickey 17" mit Robert Pattinson – im Berlinale Special. Ein tragikomischer Held lässt sich als Versuchskaninchen ins Weltall schießen. Mickey wird immer wieder auf einem fremden Planeten ausgesetzt, um die Lebensbedingungen dort zu erforschen. Die Technik im Jahr 2054 machts möglich, dass nach jedem Tod ein neuer Klon weitermacht. "Er hasst es wirklich zu sterben – einerseits. Andererseits hasst er es auf eine Art und Weise, wie man seinen Bürojob hasst oder den Job im Supermarkt. Er stellt sich dieser unbarmherzigen Hölle der Alltagsexistenz und nimmt sie mit einer Art Lachen im Gesicht hin", erzählt Schauspieler Robert Pattinson.
Eine Allegorie auf reale Weltenstürmer mit Allmachtsfantasien
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Die Liebe hilft, den Größenwahn des Schurkenherrschers auszuhalten. Das alles ist herrlich komödiantisch performt – und unverkennbar eine Allegorie auf reale Weltenstürmer mit Allmachtsfantasien. Ein Paradestoff für Regisseur Bong Joon Ho, spätestens seit seinem Oscartriumph "Parasite" der Spezialist für das Genre: antikapitalistische Satire. "Es gibt tatsächlich ein Unternehmen, das menschliche Körperteile wie Ohren im 3-D-Drucker herstellt. Und auch in Weltraumexpeditionen oder in die Besiedlung anderer Planeten wird viel Geld gesteckt, aber dabei geht es weniger um den Pioniergeist als um Profite und Aktienkurse. Wenn man die äußere Schicht abzieht, trifft man in unserer Realität stets den Kapitalismus", erklärt Regisseur Bong Joon Ho.
Alles überschlägt sich, als Mickey seinen 17. Tod überlebt – aber Mickey Nr. 18 schon neu geboren, pardon: frisch ausgedruckt ist. "Mickey 17" brennt sich sofort als Parabel ein, so grotesk wie die Welt, in der wir leben – und gerade deswegen auch zum Lachen.
Autor: Norbert Kron
Stand: 16.02.2025 23:31 Uhr
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