SENDETERMIN So., 16.02.25 | 23:05 Uhr | Das Erste

Spielfilmdebüt "Mit der Faust in die Welt schlagen"

Spielfilmdebüt "Mit der Faust in die Welt schlagen" | Video verfügbar bis 30.04.2025 | Bild: Flare Film / Chromosom Film

Die ostdeutsche Provinz um die Jahrtausendwende: Hier wachsen die Brüder Philipp und Tobias auf – zwischen dem Scheitern ihrer Eltern, dem Unvermögen ihrer Lehrer und den Lockungen rechtsradikaler Freizeitabenteuer. Constanze Klaues Filmdebüt "Mit der Faust in die Welt schlagen" nach dem gleichnamigen Roman von Lukas Rietzschel ist ein vielschichtiges und berührendes Familiendrama über die Bitterkeiten des Lebens in einer Zeit des radikalen Umbruchs. Und zugleich das sensible Porträt jener Generation Ost, die in den 90er und 2000er Jahren in Deutschland aufwuchs.

Ein Film – nach dem Roman von Lukas Rietzschel

Regisseurin Constanze Klaue
Regisseurin Constanze Klaue | Bild: Das Erste

Das neue Leben soll anders werden. Es werde Licht. Aber es wird kein Licht. Wackelkontakt. Die DDR ist Geschichte. Das Land im Umbruch. Familie Zschornack baut an ihrer Zukunft. Eigenheim statt Plattenbau. Doch hält das neue Leben, was es verspricht? "Meine Eltern haben selber in den 90ern ein Haus gebaut, kurz nach der Wende. Und waren beide unmittelbar davon betroffen: von dem Umbruch, von Arbeitslosigkeit, Umschulung, es hat immer an Geld gefehlt", erzählt Regisseurin Constanze Klaue.

Constanze Klaue kehrt für ihren Film in ihr Elternhaus zurück

Das Elternhaus der Regisseurin wird zum Drehort
Das Elternhaus der Regisseurin wird zum Drehort | Bild: Das Erste

Das Haus im Film ist das Haus ihrer Kindheit. Regisseurin Constanze Klaue ist hier – am Rand von Berlin – aufgewachsen. Seitdem ihr Vater gestorben ist – steht das Haus leer. "Aus produktionstechnischen Gründen haben wir nach einem Haus gesucht, das nicht so viel kostet. Und ich habe dann nicht lange darüber nachgedacht, ob ich es mache oder nicht, weil es dadurch natürlich zu einer sehr persönlichen Geschichte wird, in dem eigenen Haus zu drehen, in dem man aufgewachsen ist. Hab mich aber darauf eingelassen. Und muss sagen, der Film wird dadurch ein Stück persönlicher und intensiver", so Klaue.

Eine Generation zwischen Orientierungslosigkeit und Rebellion

Szene aus dem Film "Mit der Faust in die Welt schlagen" von Constanze Klaue
Szene aus dem Film "Mit der Faust in die Welt schlagen" von Constanze Klaue | Bild: Flare Film / Chromosom Film

Voller Hoffnung schaut Tobias auf seinen Vater. Doch der scheitert – an der Spüle, in der Arbeit vor seinen Kindern. Die ostdeutsche Provinz um die Jahrtausendwende. Die neuen Abenteurer fahren VW Golf, gebraucht. Philipp, der Bruder von Tobias, wird diesem Weg folgen. "Mein Vater hat den ganzen Scheiß hiergelassen. Richtig gutes Werkzeug aus DDR-Zeiten, nicht so Billig-Kack, den du heute zu kaufen kriegst. 'Und wo ist dein Vater jetzt?' Fickt sich durch Polen", Auszug aus dem Film. Die Väter verschwinden im Irgendwo, die neuen Leitfiguren tragen Bomberjacke statt Blaumann. Der Film – nach dem gleichnamigen Roman von Lukas Rietzschel – erzählt aus der Perspektive der beiden Brüder. "Ich glaube schon, dass das die Erfahrung einer Generation ist. Ich fand aber interessant, dass ich das überhaupt erst mal gemerkt habe, dass es eine besondere Situation ist oder meine Generation Ost auch eine besondere ist, als ich in den Westen gezogen bin und gemerkt habe, wie Eltern auch sein können, dass die Väter und Mütter vielleicht maßgeblich daran beteiligt sind, ihren Kindern eine Zukunft zu weisen und nicht nur damit beschäftigt sind, selber irgendwie anzukommen", erklärt Constanze Klaue.

Ein Film über Verlust, Wut und die Suche nach Halt

"Mit der Welt in die Faust schlagen" von Constanze Klaue
"Mit der Welt in die Faust schlagen" von Constanze Klaue | Bild: Das Erste

Während Philipp Anschluss bei "neuen Freunden" sucht, rebelliert sein jüngerer Bruder gegen das Zerbrechen der Familie. Durch den Film tönen keine grölenden Nazi-Horden, sondern die Schreie von Tobias. Konstanze Klaue zeigt ein Familienleben: subtil, zärtlich, stark."Ich finde, dass das die unerzählte Geschichte ist. Die kennen wir nicht aus den Nachrichten. Das sind Bilder, die wir nicht selbstverständlich täglich zu sehen bekommen. Ich wollte nicht zeigen, wie Nazis Ausländer verprügeln. Das wollte ich einfach nicht zeigen. Ich wollte ein Gefühl dafür schaffen, das es diesen Feind vielleicht auch gar nicht gibt in der Realität, sondern dass dieser Feind vielleicht auch das eigene Leben ist", so Klaue.

Autor: Lutz Pehnert

Stand: 16.02.2025 23:34 Uhr

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Rundfunk Berlin-Brandenburg
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