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Plädoyer für den Rausch - Weltkiffertag und Cannabis-Legalisierung

Plädoyer für den Rausch | Video verfügbar bis 14.04.2025 | Bild: ARD
Ein Absinth wird mit einem brennenden Stückchen Zucker gesüßt.
Gibt es ein Recht auf Rausch? | Bild: ARD

In der Weed Community wird "Four Twenty" gefeiert. Am 20.4. wird der "Weltkiffertag" begangen, vor allem in den USA. Und – endlich - können wir auch in Deutschland zur Feier des Tages einen durchziehen. Ganz legal. Es ist angekifft:  Seit 1. April: Love, Peace and Happiness? 

Der österreichische Philosoph Robert Pfaller hat einen Verdacht. Warum hat die deutsche Regierung die Freigabe so durchgepusht? "Cannabis fürs Volk" - als eine Art "Ruhigstellung" in Zeiten von Krisen und Kriegen? "Ich finde es ungewöhnlich, vor allem wenn man bedenkt, wie besorgt die Politik um unsere Gesundheit war den letzten Jahrzehnten", sagt Pfaller. "Mir kommt es vor, dass es nicht inkonsequent ist, sondern man lenkt gezielt die Bevölkerung auf Drogen, die vielleicht gesundheitlich schädlich sind, aber politisch harmlos sind. Die Cannabis Raucher sind in meiner Erfahrung eher friedliche Eskapisten. Das sind so Leute, die sich friedlich aus der Welt verabschieden und ich glaube, das man das möchte."

Ein bisschen Rausch und Ekstase täten uns grundsätzlich gut - dafür plädiert Robert Pfaller in seinem Buch "Wofür es sich zu leben lohnt". Ständige Mäßigung sei maßlos. "Es ist nicht nur das Glück der Menschen, sondern auch für ihre politische Haltung entscheidend, dass sie sich die Frage stellen, wofür es sich zu leben lohnt", findet der Autor. "Wenn sie sich diese Frage nicht stellen, dann entsteht eine Reihe von Paniken, wie wir es in den letzten Jahrzehnten erlebt haben. Wir mussten plötzlich immer gesünder leben, immer sicherer, immer mehr auf Kosteneffizienz achten und so weiter. Wirklich vernünftig sein besteht darin, dass man auf vernünftige Weise vernünftig ist, und das heißt dass man die Vernunft in den Grenzen hält, die sie verdient." 

Grenzen überschritten haben viele Künstler, Schriftsteller, Musiker und haben mit Drogen experimentiert. Manche bis zum Ruin. Dass Rausch und Kreativität eng verbunden sind - Teil des künstlerischen Mythos. „Also ich glaube, dass nicht nur der Konsum von Rauschmitteln, sondern auch die Kunst selber etwas Exzessives ist, etwas, das man normalerweise nicht braucht im Leben. Anderseits muss man sich natürlich auch klarmachen, dass die Kunst selber, zumindest derzeit, sehr viel von ihre Exzessivität eingebüßt hat. Also Kunst ist heute ein kleinbürgerlicher oder bürgerlicher Beruf mit vielen Verpflichtungen und Abhängigkeiten.

Wenn Cannabis jetzt wie Alkohol zur legalen Volksdroge wird, ist das für Rauschbefürworter Pfaller aber kein echter Gewinn: "Von dem Erscheinungsbild des Cannabiskonsums  her kommt es mir vor, die weist alle Eigenschaften die die üblichen gebräuchlichen Drogen nicht auf. Man wird nicht geselliger, man wird nicht den anderen zugewandter, man wird auch nicht erotisch aufgeschlossener, man wird nicht witziger. Ich habe das Gefühl, dass die Cannabisraucher, die kichern nur so vor sich hin, aber auf nicht nachvollziehbare Weise."

Wurde Cannabis wirklich freigegeben, um uns ruhig zu stellen?  Um uns gleichgültig zu machen? Egal!  

"Wofür es sich zu leben lohnt"
erschienen im S. Fischer Verlag

(Beitrag: Michael McGlinn)

Stand: 19.04.2024 08:55 Uhr

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Norddeutscher Rundfunk
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