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Discoschnupfen… – Der Wiener Sänger BIBIZA über den Rausch und warum man Österreich gerade nur mit Schmäh und Liebe aushält

Der Wiener Sänger BIBIZA | Video verfügbar bis 09.02.2027 | Bild: Sony Music Entertainment, Columbia Records & BIBIZA

Bibiza, der Neue aus Wien. Keiner besingt den Absturz schöner. „Das ist Liebäugeln mit dem Untergang! Die Freundin hat Schluss gemacht, ich gehe mich umbringen, ciao! Aber dann doch die Haltung, ‚mir geht es schon wieder gut‘ – es ist vielleicht ein gewisser Galgenhumor dem Leben gegenüber“, das sagt Musiker Bibiza über seine Musik.

Ein exzessiver Strizzi

Es ist Endzeitstimmung, aber lässig. Franz Bibiza, so heißt er eigentlich, wurde 1999 geboren. Er nimmt die Dinge mit seinem ganz eigenen Wiener Schmäh. Der exzessive Strizzi ist längst auch außerhalb Österreichs ein Indie-Star, mit feierwütigen Songs wie „Opernring Blues“.

Auf seinem ersten Album ist die Kunstfigur Bibiza ein zugedröhnter Partygänger, der sich vorzugsweise durchs mondäne Wien bewegt. „Bibiza ist eine extrovertierte, angesoffene Version von Franz. Alles, was Bibiza ist, ist Franz, aber nicht umgekehrt“, sagt der Musiker über seine Kunstfigur.

Momentaufnahmen einer Generation

Auf seinem neuen, zweiten Album „bis einer weint“ zeigt er aber noch eine andere Seite. In die Welt der Schickeria brechen „Extremereignisse“ ein.  Der Song DONAU persifliert die Klimakrise mit einem grimmigen Lächeln. Bibizas Texte sind scharf beobachtete Momentaufnahmen einer Generation, die zwischen Weltuntergangsstimmung und Hedonismus taumelt. 

„Ich bin nicht der, der so einen Song schreibt, politisch irgendwie. Und dann dasteht und sagt, alles ist ernst und die Welt ist scheiße und das ist alles eine Katastrophe. Und sagt, bitte benehmt euch mal. Das ist nicht meine Art, das ist langweilig. Wen interessiert das? Deswegen muss man eben ein bisschen „Schmäh“ reinbringen“, so der Musiker.

Schmäh – das Leben ernst, aber nicht zu ernst nehmen – vielleicht die einzige Geisteshaltung, um die politische Situation in Österreich derzeit überhaupt auszuhalten. Doch er sagt auch: „Ich will keine Haltung einnehmen in meiner Musik, um irgendwem irgendwas zu erklären. Das sollen Politiker machen. Das ist nicht mein Beruf. Er wolle unterhalten. Das sei sein Hauptziel. Doch es mache ihm auch Spaß, zu Themen, die ihm privat sehr wichtig seien und „wenn es dazu gerade noch so ‚gestört‘ abgeht“, trotzdem etwas zu sagen.

Ein Befreiungsschlag

In seinem Song „Tanzen“ gehe es zum Beispiel um einen Befreiungsschlag. „Dass man als Frau in einen Club oder irgendwo hingehen kann und einfach Bock hat zu tanzen und damit als Frau nicht automatisch für Männer das Signal gibt, sie anzutanzen.

Das Lied sei entstanden, als er mit einer Freundin ausgegangen sei. Dabei sei genau diese Situation eingetreten und „wir haben dann lang drüber geredet“. „Es ist eine gute Freundin von mir. Die sieht super aus, geht in einen Club und ist einfach nur damit beschäftigt, mit irgendwelchen fremden Männern reden zu müssen, die sie einfach die ganze Zeit anlabern, während ich einfach meine Ruhe habe und mach, was ich will“, erzählt der Sänger.

Aber Bibiza nimmt auch sich selbst nicht zu ernst. Am Ende wird er genauso aus dem Club gefeudelt. „Mir macht es einfach sehr Spaß Sachen zu sagen, wo ich mir denke, jetzt könnte mich vielleicht jemand ermahnen. Mir macht es Spaß anzuecken und Leute irgendwie zu entsetzen, aber dann entsetze ich sie „lyrisch“, aber dadurch wie ich es sage, hole ich sie wieder rein, weil es ja eh nicht ernst gemeint ist. Aber es ist ernst gemeint. Aber man weiß es so nicht.“, erklärt Bibiza.

Wenn die Aussichten schon düster sind, dann wenigstens mit Spritzwein. Das symbolisiert Bibiza.

Autor: Sven Waskönig

BIBIZA, „bis einer weint“, CD 18,99 Euro, 2024, Columbia Records & BIBIZA.

Stand: 09.02.2025 19:55 Uhr

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Hessischer Rundfunk
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