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Zwischen Witz und Warnung - Die Kunst des Roman Signer

Zwischen Witz und Warnung - Die Kunst des Roman Signer | Video verfügbar bis 13.04.2026 | Bild: NDR
Roman Signer
Signer brachte Stühle zum fliegen. Seine Momentkunst lebt in Filmaufzeichnungen weiter. | Bild: NDR

Roman Signer, der wohl bekannteste zeitgenössische Künstler der Schweiz, ist berühmt für rebellische Inszenierungen und waghalsige Experimente. Gerade zeigt das Kunsthaus Zürich eine große Schau mit neuen und alten Werken aus einem halben Jahrhundert. Seine Videos, Performances und Skulpturen sind eine Feier des Moments - kraftvoll und flüchtig. Mit seiner Kunst hat er über Jahrzehnte hinweg eine unverwechselbare Sprache entwickelt. Oft arbeitet er mit einfachen Gegenständen - ein Stuhl, ein Helm, ein Eimer - und setzt sie in Szene, als wären sie Teil einer physikalischen Versuchsanordnung. Was dabei geschieht, ist nie ganz vorhersehbar. "Manchmal suche ich die Gefahr auch als Herausforderung", sagt Signer.

Signer inszeniert Alltägliches aufsehenerregend

Roman Signer schaut auf einen kleinen Weihnachtsbaum, mit dem er künstlerisch experimentiert.
Dieser Baum dreht sich bis die Kugeln wegschleudern. | Bild: NDR

Das Kunsthaus Zürich widmet dem mittlerweile 86-Jährigen eine große Ausstellung. Zu sehen sind neue wie alte Arbeiten, arrangiert als offene Landschaft in einem einzigen, weiten Raum. Es geht um Transformationen, um Bewegungen, um Überraschung. "Alltagsgegenstände faszinieren mich einfach“, erklärt der Schweizer. "Ich mache etwas anderes damit, als man erwartet. Einen Stuhl kann man sehr verschieden verändern. Man kann einen Stuhl machen, der fliegt, oder der schwimmt oder versinkt.“ Und das tut er mit Leidenschaft: Signer inszeniert Alltägliches aufsehenerregend.

Zeit ist in Signers Kunst nicht linear

Roman Signer
Roman Signer erlebte den Zweiten Weltkrieg als Kind. | Bild: NDR

Viele seiner Arbeiten sind nur für einen Moment sichtbar und leben in Filmaufzeichnungen weiter. Die Zeit ist in Signers Kunst nicht linear, nicht exakt messbar. Er dehnt oder komprimiert sie. "Zeit ist nicht immer mathematisch, wie bei der Uhr. Sie können eine Minute erfahren wie eine Stunde. Das Warten auf eine Explosion ist auch eine Qual", verrät der Künstler. Er wuchs an der Sitter auf, in Appenzell. Während des Zweiten Weltkriegs war die Brücke vor seinem Elternhaus mit Sprengstoff beladen - eine Erfahrung, die sich tief eingeprägt hat. "Einmal mussten wir auch weg aus dem Haus", erinnert er sich. "Es hieß, jetzt wird sie gesprengt - um Mitternacht. In letzter Minute kam ein Brief: Brücke wird nicht gesprengt, Befehl General.“

Signer: "Kunst kann sensibilisieren"

Der Lauf einer Pistole steckt in einem Rundbogen. Die Öffnung am anderen Ende zielt auf die Waffe selbst.
Humor und Warnung zugleich: Nach dem Abschuss dürfte die Kugel die Waffe von hinten treffen. | Bild: NDR

Die aktuelle Ausstellung zeigt vor allem leise und nachdenkliche Werke. Die schnellen, explosiven Aktionen sind seltener geworden. Heute interessieren Roman Signer die langsamen Prozesse: Wind, Regen, das Elementare. Doch auch ohne großen Knall bleibt seine Kunst eine Auseinandersetzung mit der Welt. Kunst, so Signer, könne nicht alles - aber sie könne Bewusstsein schaffen, Sensibilität: "Wenn die Mächtigen Krieg wollen, kann die Kunst nichts machen. Aber die Kunst kann die Leute sensibler machen. Dass man nicht so stumpfsinnig in etwas hineinläuft, das kann sie schon, die Kunst."

Ausstellung "Roman Signer. Landschaft"
Bis 17.08.2025 im Kunsthaus Zürich

(Beitrag: Stefan Mühlenhoff)

Stand: 14.04.2025 10:24 Uhr

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Norddeutscher Rundfunk
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