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Spannender Spielfilm über Migration - "Klandestin" mit Barbara Sukowa 

Spielfilm über Migration - "Klandestin" mit Barbara Sukowa  | Video verfügbar bis 13.04.2026 | Bild: NDR
Eine dunkelhaarige Frau und eine blonde Frau, beide Weiß, sitzen nebeneinander in roten Sesseln.
Regisseurin Angelina Maccarone (li) und Schauspielerin Barbara Sukowa (re) im Gespräch über den Film "Klandestin". | Bild: NDR

Migration ist eines der großen Themen, die den Wahlkampf dominiert haben. Der Spielfilm "Klandestin" erzählt jetzt eine ganz eigene Geschichte von Flucht und Politik. Im Mittelpunkt steht eine konservative Politikerin, gespielt von Barbara Sukowa, die für eine harte Grenzpolitik steht. Doch dann hilft sie einem alten Freund, einen illegal aus Marokko eingereisten Jungen zu beherbergen. Die Lage eskaliert, als der Junge nach einem Bombenanschlag ins Visier der Terrorermittlungen gerät. Der Spielfilm "Klandestin" von Regisseurin Angelina Maccarone verbindet geschickt persönliche Geschichten mit aktueller Politik. Er zeigt, wie komplex das Flüchtlingsthema ist. "Klandestin" wurde u. a. mit dem Filmkunstpreis beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen ausgezeichnet. "ttt" spricht mit Angelina Maccarone und Barbara Sukowa.

Malik will weg aus Marokko - um jeden Preis

Ein junger, arabisch anmutender Mann mit dunklen Locken schaut sehnsuchtsvoll in die Kamera, auf seiner Schulter die Hand eines Weißen Mannes.
Filmszene: Malik will weg aus Marokko und freundet sich dafür mit Richard an. | Bild: NDR

"Matilda ist eine Rolle, die ich vorher noch nie gespielt habe. Bisher habe eher Frauen gespielt, die für einen Umbruch sind und oft auch mehr im links-politischen Bereich angelegt sind." Doch jetzt verteidigt sie als konservative, skeptische Matilda die "Festung Europa“ gegen Jungs wie Malik, der weg will aus Marokko - um jeden Preis. Dafür missbraucht er das Vertrauen seines Freundes Richard und fährt als blinder Passagier mit ihm nach Europa. Richard wiederum ist in Malik verliebt und würde alles für ihn tun.

Einwanderung: Ein komplexes Thema geprägt von Angst und Widersprüchen

Ein junger, arabisch anmutender Mann mit dunklen Locken gibt einer blonden, Weißen Frau mittleren Alters Feuer.
Filmszene: Entgegen all ihrer Vorurteile stellt Matilda fest, dass Malik auch nur ein Mensch ist - und nett. | Bild: NDR

Kurzerhand bringt Richard ihn bei seiner besten Freundin unter: Matilda. Doch die wehrt sich: "Das kannst du nicht von mir verlangen." Richard ist verzweifelt: "Was soll ich also deiner Meinung nach tun? Ihm ein Ticket zurück nach Tanger kaufen?" "Gute Idee", antwortet Matilda bitter, "Ich bezahle es auch." Barbara Sukowa beschreibt das innere Dilemma ihrer Figur so: "Sie wird mit etwas konfrontiert, wo sie sich selbst fragen, sich selbst infrage stellen muss - und trotzdem in der Öffentlichkeit ihre Position behalten will." Dabei ist der unerwünschte Mitbewohner irgendwie ganz nett, macht ihr sogar Komplimente. Dass Migranten auch Menschen sind, daraus wird noch kein gutes Kino. Der Film zeigt die Komplexität unserer Einwanderungsgesellschaft mit all ihren Ängsten und Widersprüchen.

Was sehen wir in anderen - unsere Projektion oder ihr wahres Selbst?

Eine dunkelhaarige, Weiße Frau mit Brille sitzt in einem orange-farbenen Sessel. Es ist Regisseurin Angelina Maccarone.
"Das ist eine Debatte, die mich seit meiner Geburt begleitet", sagt Regisseurin Angelina Maccarone. | Bild: NDR

"Das ist eine Debatte, die mich seit meiner Geburt begleitet", erzählt Regisseurin Angelina Maccarone. "Meine Mutter musste einen Antrag stellen, damit ich den deutschen Pass bekomme. Da war ich neun Jahre alt. Ich war automatisch italienisch, weil mein Vater ein italienischer Gastarbeiter gewesen ist. Und jetzt sind es gerade die Muslime, die das Fremde sind." Maccarone bringt vier Hauptfiguren zusammen und erzählt meisterhaft, wie sie sich begegnen, beobachten, verkennen. Liebt Richard Malik - oder den "exotischen" Jungen? Nutzt Malik Richard nur aus? Wie glaubhaft kann Matilda das Fremde beschwören, während es ihr immer näher kommt? Ihre neue Referentin heißt Amina El Hazas. Matilda hinterfragt alles: dass Amina an der Sorbonne studiert habe, dass sie promoviert habe. Und sie ist "beeindruckt" von Aminas Deutsch. "Woher kommen Sie, Frau El Hazas?", fragt sie. "Ich bin von hier aus Frankfurt", antwortet Amina und Matilda kommentiert das nur mit einem trockenen: "Aha."

Willkürliche Verdächtigungen aus Angst

Ein Mann kniet auf einer Brücke, umzingelt von Polizisten und Polizeihunden.
Maccarone spielt in ihrem Film mit der Annahme, "nur weil jemand Marokkanisch-Deutsch ist, muss er ein Islamist sein". | Bild: NDR

Die Grenzen verlaufen in diesem brillanten Film nicht nur zwischen den Deutschen ohne und mit Migrationsgeschichte. Amina verdächtigt einen Mann im Bus. Malik wird verdächtigt an einem Anschlag beteiligt zu sein. Doch der wirkliche Attentäter hat einen marokkanischen Hintergrund, ist aber kein Islamist, sondern Anarchist. Das wirkt etwas konstruiert. Da weicht der Film, der sonst so mutig die Migrationsdebatte erkundet, einem heiklen Thema aus. Angelina Maccarone erklärt: "Auch da spiele ich mit der Annahme, nur weil jemand Marokkanisch-Deutsch ist, muss er sich radikalisiert haben, ja, ein Islamist sein - obwohl er vorher keinerlei Interesse am Islam gezeigt hat."

Sukowa: "Ich könnte nie Politikerin sein."

Filmszene: Eine blonde, Weiße Frau mittleren Alters und eine junge Woman of Colour sitzen an einem Konferenztisch.
Filmszene: Auf Matilda und ihre Referentin Amina warten schwere Entscheidungen. | Bild: NDR

In dieser komplizierten Welt einfache Lösungen zu behaupten, ist anstrengend. Barbara Sukowa spielt das brillant. "Es hat einen Anschlag gegeben, mit Schwerverletzten und Toten. Wie viele Wake-up-calls brauchen Sie denn noch, um aus Ihrem Multikulti-Traum zu erwachen?", sagt sie als Matilda in "Klandestin". Doch die Schauspielerin räumt ein: "Ich könnte nie Politikerin sein. Denn man hat nur eine Möglichkeit, etwas zu machen, etwas zu verändern, wenn man das Mandat von so vielen Menschen erstmal hat." Und wie tritt man vor denen auf, wenn es hart auf hart kommt? Matilda wird vor einer großen Entscheidung stehen, genau wie ihre Referentin. Aber das schaut man sich am besten selbst im Kino an.

"Klandestin"
Kinostart: 24. April.

(Bericht: Lennart Herberhold)

Stand: 14.04.2025 11:29 Uhr

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Norddeutscher Rundfunk
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