So., 18.02.24 | 23:40 Uhr
Sie sind für komische Rollen weltberühmt: Stephen Fry und Lena Dunham
Im Spielfilm "Treasure" begeben sie sich als Vater und Tochter auf eine Reise nach Polen, die in Warschau launig beginnt und beim Besuch der Gedenkstätte Auschwitz zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte führt. Die deutsche Regisseurin Julia von Heinz hat dieses ungewöhnliche Roadmovie von einem Holocaust-Überlebenden und seiner Tochter verfilmt. Eine wahre Geschichte erzählt auch der Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale "Small Things Like These" mit Cillian Murphy.
Berlinale Eröffnungsfilm "Small Things Like These"
Ein hochgehandelter Oscar-Anwärter – und sein bereits oscarprämierter Produzent: Cillian Murphy und Matt Damon, die Superstars der Berlinale-Eröffnung. Nachdem sie sich bei "Oppenheimer" kennenlernten, hat Matt Damon den irischen Schauspieler für einen stillen, nachdenklichen Film produziert, der in einer irischen Kleinstadt spielt. Cillian Murphy, ein Kohlenhändler und Familienvater, wird auf die Verhältnisse in einer katholischen Erziehungsanstalt aufmerksam. Unehelich schwanger gewordene Frauen werden hier durch die stickige kirchliche Moral unterdrückt. "Er ist ein christlicher Held, der christlich zu handeln versucht in einem dysfunktionalen christlichen Umfeld. Und er stellt Fragen über Komplizenschaft, über Schweigen, über Schande. Kunst muss diese Fragen nicht beantworten, aber sie stellen", so Cillian Murphy.
"Es geht um den Geist der Menschlichkeit"
Eine wahre Geschichte. Erst in den 90er-Jahren wurden die sogenannten Magdalenenheime geschlossen, auf Druck der Opfer. Der berührende Film zeigt, dass es auf den Einzelnen ankommt: Nicht wegzuschauen, auch wenn die gesellschaftlichen Normen es vorschreiben. "Ich denke, es geht um den Geist der Menschlichkeit. Auf den eigenen Instinkt zu hören, nicht auf das, was andere einem als richtig oder falsch einreden wollen. Wenn wir wollen, können wir das alle tun", erzählt Murphy.
Starkes Kino braucht mutige Schauspieler
Der englische Komiker Stephen Fry und die amerikanische Comedian Lena Dunham in "Treasure" von Julia von Heinz. Sie spielen Vater und Tochter. Gemeinsam machen sie eine Reise nach Polen. Es geht um die jüdischen Wurzeln der Familie und den Holocaust und das Schweigen darüber. Beiden ist das vertraut. "Meine Familie kommt eigentlich aus Polen. Aber meine Großeltern erzählten es niemandem. Ich begriff nur die unausgesprochene Angst, die sie weitergaben. Und Ziel meiner Arbeit war immer, unausgesprochene Dinge ans Licht zu bringen", erzählt Lena Dunham.
"Treasure" – eine Botschaft gegen aufflammenden Antisemitismus
Auch hier eine historische Vorlage: Der Bestseller der australischen Autorin Lily Brett – die mit ihrem Vater ebenfalls nach Auschwitz fuhr, das er überlebte – und worüber er nichts erzählte. Für Stephen Fry ist der Film eine Botschaft gegen aufflammenden Antisemitismus. Auch er hat eine jüdische Familiengeschichte. "Es ist dieses seltsame Gefühl, das Juden wieder gewärtigen müssen, das köchelnde Gefühl von Hass, das immer gegen uns da gewesen zu sein scheint. Es ist ziemlich hart, die jüdische Identität zu verteidigen, wenn sowohl die Linken als auch die Rechten so unerbittlich gegen uns sind", so der Schauspieler.
Das Wunderbare an diesem Film ist, dass er trotz des ernsten Themas Leichtigkeit bewahrt – dank zweier großer Schauspieler.
Autor: Norbert Kron
Stand: 19.02.2024 16:25 Uhr
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