SENDETERMIN So., 21.04.24 | 23:25 Uhr | Das Erste

US-Pavillon: Jeffrey Gibson

US-Pavillon: Jeffrey Gibson  | Video verfügbar bis 21.04.2025 | Bild: BR

Susan Sonntag hätte diese Kunst wahrscheinlich Camp genannt. Eine Mischung aus Popkultur und Folklore. Jeffrey Gibson findet einen fröhlichen und sozialkritischen Zugang zu Bildern, Tieren und den Geistern der Ahnen - also den Wurzeln seiner indigenen Geschichte. Und das verbindet er mit Versatzstücken der USA der Gegenwart. "Betrachtet man die Geschichte der abstrakten indigenen Kultur, sieht man wie sehr auf den Inhalt geachtet wird. Besonderheiten, Landschaft, Erzählung und Material. Wenn wir abstrakte Objekte indigener Kunst betrachten, sehen wir auch globale Objekte, denn die Materialien stammen aus der ganzen Welt. Wir sprechen nur auf diese Weise nicht darüber und denken sie anders."

Der Chief sagt, Gibson solle ein großer Künstler werden

eine bunte Stoffskulptur
Skulptur von Jeffrey Gibson | Bild: BR

Jeffrey Gibsons Familie geht auf die Cherokee und die Choctaw zurück. Er wächst in Armut auf. Die Community der Choctaw unterstützt ihn, als er Kunst studieren will. Der Chief sagt, er solle ein großer Künstler werden und damit den Stamm stärken.

Gibson bezeichnet sich selber als queer. Seine Arbeiten wirken entspannt. Und: Es gibt große Enten aus Perlen in knalligen Farben. "Die Vogel-Form stammt aus der Jahrhundertwende. Ein Produkt für den Tourismus. Die Indigenen in Tuscarora stellten Dinge her, um sich in der viktorianischen Zeit ernähren zu können. Sie versuchten sie in der Ästhetik des viktorianischen Stils herzustellen. Unglücklicherweise waren die Figuren nicht native genug und nicht viktorianisch genug, also fielen sie durch und galten als Kitsch. Sie sind aber total unterbewertet."

Humor und Ironie? Der Künstler meint es ernst

Blick in den US-Pavillon
Blick in den US-Pavillon | Bild: BR

Jetzt schmücken die Entchen einen der wichtigsten Pavillons. Unheimlicher wirken hier zwei Geister-Figuren. Versehen sind sie mit dem Schriftzug "Civil Rights Act" von 1866, der allen in den USA geborenen Personen die vollen Bürgerrechte gewährte. Nicht aber den Native Americans.

"Ich beziehe mich bei den Figuren auf diese mythischen Gestalten. Die ersten begegneten mir als ich 2013 und 2014 strauchelte. Ich wusste einfach nicht, wie ich alles zusammenbringen sollte. Ich wollte beten und habe nach einem Ratschlag gefragt bei meinen Ahnen und ich träumte. In den Träumen sahen sie nicht so aus, aber ich bekam Nachrichten von ihnen und überlegte, wie sie wohl aussehen würden. Ich denke, diese Figuren sind seit Jahrhunderten auf der Erde unterwegs und sammeln Botschaften, die vielleicht simpel wirken, aber uns daran erinnern sollen, dass es Versuche gab, die Welt besser zu machen. Aber auch an die Misserfolge."

Gibson will eine integrative Kunst, die alles, was ihn inspiriert hat, einbezieht. Seine indigene Vergangenheit, die queere Community und seine schwule Identität. Was hier humorvoll oder vielleicht ironisch wirken könnte, meint er ernst.

Stand: 21.04.2024 21:38 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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