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The Zone of Interest - Gefeierter Spielfilm über das Ehepaar Höß

Spielfilm über das Ehepaar Höß | Video verfügbar bis 11.02.2025 | Bild: IMAGO / APress / IMAGO / APress

Dieser Film ist anders als andere Holocaust-Filme. Man kann es sich kaum vorstellen: Das traute Familienheim Mauer an Mauer mit der Hölle von Auschwitz. Doch so war es. Der Lager-Kommandant Rudolf Höß lebte mit seiner Ehefrau Hedwig  und den Kindern in einer Villa neben dem KZ, und gemeinsam verwirklichten sie sich den Traum der aufstrebenden Musterfamilie im NS-Staat. Der Spielfilm „The Zone of Interest“, nominiert für fünf Oscars, erzählt diese Geschichte mit Christian Friedel und Sandra Hüller in den Hauptrollen. Was im Konzentrationslager passiert, wird im Film nicht gezeigt, aber durch Schreie und Geräusche ist das Grauen immer präsent.

Die gefeierte Schauspielerin Sandra Hüller spielt Hedwig Höß, Christian Friedel ihren Mann Rudolf, den Kommandanten von Auschwitz. Die beiden lebten mit ihren Kindern in einem Haus neben dem KZ. Das traute Heim am Rande der Hölle. Sandra Hüller brilliert sonst mit komplexen Charakteren. Hier spielt sie eine flache, kalte Person.
Da probiert Hedwig Höß den Pelzmantel einer Jüdin an, die vielleicht noch lebt, vielleicht schon tot ist, vielleicht in gerade diesem Moment ermordet wird, ganz in der Nähe. In diese Rolle zu schlüpfen ist eine Herausforderung: "Die treibt Gier an, Gier und die Sehnsucht nach Größe, oder Eleganz, oder Reichtum", sagt Hüller.

Es entstehen starke Bilder im Kopf

Der Film beobachtet die Menschen – distanziert, ohne zu kommentieren. Überall im Haus hatte Regisseur Jonathan Glazer ferngesteuerte Kameras installieren lassen. Hauptdarsteller Christian Friedel: "Und ich glaube, er hat dieses System auch gewählt, damit wir ein Gefühl haben für Realität. Denn er wollte nicht, dass wir spielen. Er wollte, dass wir dort leben oder sind."
Lager-Kommandant Rudolf Höß bekommt ein Geburtstagsgeschenk, dann geht er zur Arbeit. Das Morden, so oft nachinszeniert, ist im Film nie zu sehen. Man hört es. Ständig. Schreie. Schüsse.

Warum hat man die Bilder aus dem Leben im KZ ausgelassen? Sandra Hüller vermutet: "Ich denke, die Bilder aus Auschwitz sind in den Köpfen fast aller Menschen dieser Erde. Und es ist immer etwas… Es kann bestimmt eine Zeit lang richtig gewesen sein, das wiederherzustellen. Und ich glaube, Jonathan Glazer fand das aber nicht richtig. Christian Friedel ergänzt: "Und ich glaube, die Bilder sind stärker, wenn sie nicht zu sehen sind. Und ich finde diese unglaubliche Tonspur, die Musik, die Bilder, die man sieht und das, was man hört, in diesem Kontrast – das ist ja fast was Fühlbares, was Spürbares."

Ein Film über die widersprüchliche Natur des Menschen

Anderthalb Stunden lang zeigt uns der Film dieses selbstzufriedene Leben. Er verzichtet völlig auf große Emotionen wie in "Schindlers Liste". Das provoziert - und das macht diesen Film so außergewöhnlich, so groß: Was wir hier sehen, ist keine ferne Geschichte. Rudolf soll versetzt werden, Hedwig ist sauer. Da klingen die beiden wie ein Paar heute. Rudolf will sich der neuen Aufgabe stellen, doch Hedwig hengt an ihrem Heim. Eher lässt sie ihren Mann ziehen als das Grundstück neben dem KZ aufzugeben. Hedwig: "Man muss mich doch hier raustragen, das weißt du ganz genau. Das ist unser Zuhause, Rudolf!"

"Dieser Film ist ein Spiegel unserer menschlichen, widersprüchlichen Natur", erklärt Christian Friedel. "Er zeigt etwas auf, was in uns allen verborgen ist." In Sandra Hüller löst der Film Beklemmung aus: "...und er macht mir auch bewusst, was ich als Mensch für 'ne Aufgabe habe. Wie aufmerksam ich bestimmten Strömungen gegenüber in meinem Leben und meinem Umfeld sein muss.

"The Zone of Interest"
ab 29.02.2024 im Kino

(Beitrag: Lennart Herberhold)

Stand: 11.02.2024 19:56 Uhr

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Norddeutscher Rundfunk
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