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Joker: Folie à Deux

Joker: Folie à Deux  | Video verfügbar bis 22.09.2024 | Bild: ARD

Vor fünf Jahren feierte in Venedig ein Film Premiere, der dort erst den Golden Löwen bekam und danach zu einem der erfolgreichsten in der Geschichte des Kinos wurde: "Joker": das düstere Psychogramm eines Clowns.

Nun ist er wieder zurück: "Joker – Folie à Deux". Joaquin Phoenix und Lady Gaga reisten nach Venedig, dutzende Fans übernachteten vor der Premiere auf dem roten Teppich – aber: kann die Fortsetzung die Erwartungen erfüllen?

Joke oder Joker? Witz oder Killer

Wer bist du? Er ist Du. Werde Du… Ein Buchstabe ändert alles. Joke oder Joker? Witz oder Killer. Ich, Du, Wir finden eine Lady sehr Gaga. Ein Film über: Identitätsproblematik. Wer bist du? Sänger oder Song? Die Ausbrüche ins Musical sind oft zart und geben dem Film Struktur und Flair.

Der erste Teil von „Joker“ war bildmächtig, brutal, mit sehr viel eindeutigerer Psychopathologisierung der Figur. Der Joker war ein Monster. Die Identitätsproblematik ist aber sehr viel komplexer und damit interessanter angelegt im neuen Joker. Er balanciert auf einem schmalen Grat. Krank oder gesund, psychotisch oder normal, gefährlich oder harmlos.

Joker: Folie à Deux
Joker: Folie à Deux  | Bild: ARD

„Ich wußte, Joaquin würde nicht einfach eine Fortsetzung drehen wollen“, sagt Regisseur Todd Phillips. „Aber wenn wir es machen, dann war klar: Es muß kühn sein, waghalsig, mutig. Wenn wir es machen, müssen wir ein hohes Risiko gehen und nach den Sternen greifen mit etwas anderem.“

Halb Gerichtsdrama halb Musical

Halb Gerichtsdrama halb Musical. Beim Prozess ist es keine Frage mehr, ob die fünf Morde von ihm begangen wurden, sondern nur: hat er es als kranker Joker oder als bewusster Mörder Arthur Fleck getan? Eine Frage der Verantwortlichkeit, der Zurechnungsfähigkeit. Gespaltene Persönlichkeit oder eiskaltes Kalkül. Todesstrafe für Arthur Fleck oder Psychiatrie für den Joker.

„Wir erleben hier sicher eine neuen Teil der Persönlichkeit von Arthur“, sagt Joker-Darsteller Joaquin Phoenix. „Der Unterschied zum ersten Film liegt darin, dass Arthur sich dort fälschlicherweise durch die Aufmerksamkeit, ja Anbetung der Öffentlichkeit wertgeschätzt gefühlt hat. Aber ich denke, unter diesem Wunsch liegt ein ganz fundamentales menschliches Bedürfnis, nämlich Liebe zu finden.“

Träume, Schäume. Küsse, Bisse. Ein Versehen wars, sagt Kleists Penthesilea, als sie ihren Geliebten zerfleischt hat. „Achill, das Vieh“ nennt ihn Christa Wolf, weil der den toten Hektor um die Burg von Troja geschleift hat. „Meine Disziplin als Sängerin und Performerin loszulassen, war eine riesige Sache, tatsächlich die größte Herausforderung für mich“, sagt Lady Gaga. „Ich habe es nicht mal realisiert, bevor ich diesen Film gemacht habe, wie essentiell mein Singen und Performen für mein ganzes Dasein ist. Und als ich das abschalten mußte, um etwas Neues zu kreieren, war das extrem herausfordernd.“

 Wer bist du… eigentlich?

Wer bist du… eigentlich? Eine top aktuelle Frage. Was ist dein Wahn? Bist du Fanatiker? Und wenn, auf welchem Gebiet? Der Anbetung? Was betest du an? „Ihr werdet die Wahrheit kennen, wenn sie mit Fleischermessern durch euer Schlafzimmer läuft“, sagt Heiner Müller in „Hamletmaschine“.

 „Es gibt wirklich eine Menge Finsteres in diesem Film, das sich nicht ignorieren lässt“, sagt Lady Gaga. „Bei Arthur und auch bei meiner Figur. Sie ist eine krasse Person. Und womit sie konfrontiert werden, ist sehr finster.“  Ein Bombenanschlag befreit den Joker. Gotham sieht jetzt wirklich aus wie New York 9/11. Und der Film ragt hinein in die Realität, in Politik und Gesellschaft mit all den Anschlägen und all der Gewalt.

Arthur Fleck ist am Ende nicht mehr der Joker. Er ist nicht mehr gefährlich, nicht mehr gewalttätig. Und schon wird er unattraktiv für die Frau. Auch die Film-Kritik scheint nicht amüsiert zu sein über soviel Gewaltlosigkeit und ausdifferenzierte Identitätsproblematik, statt einer Menge Schiesserei. Der neue Joker ist nahezu gewaltfrei schön.

 

Stand: 08.09.2024 22:17 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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