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Leni Riefenstahl – Dokumentarfilm

Leni Riefenstahl – Dokumentarfilm
Leni Riefenstahl – Dokumentarfilm  | Bild: ARD

Bei ihr ist Adolf Hitler der „Erlöser“: einfliegend über Nürnberg. Wenn wir heute an die NS-Zeit denken, dann an ihre Bilder. Leni Riefenstahl war die Propagandistin des sogenannten „Dritten Reichs“. War immer dort, wo die Macht war. Auch wenn sie das nach dem Krieg immer leugnete.

„Ich habe rund um den hundertsten Geburtstag von Leni Riefenstahl ein Interview mit ihr gemacht“, sagt Sandra Maischberger. „Ich bin aus ihrem Haus in Pöcking am Starnberger See rausgekommen und war völlig unbefriedigt von diesem Interview, weil ich dachte, dass ich nicht an sie rangekommen bin. Sie erzählt nicht die Wahrheit. Ich war mir aber nicht sicher: Lügt sie mir ins Gesicht oder hat sie sich selber schon so lange belogen, dass sie den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge nicht mehr erkennt?“

 Erstmalig wurde das Privatarchiv ausgewertet

Der Dokumentarfilm „Riefenstahl“ zeigt eine Welt, die noch Jahrzehnte nach dem Krieg damit ringt, dieser Frau ein Geständnis abzuringen. Im Entnazifizierungsverfahren war sie als bloße „Mitläuferin“ eingestuft worden. Nach ihrem Tod und dem ihres Mannes geht ihr Privatarchiv vor wenigen Jahren an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz über. 700 Kisten.

Erstmalig nun von Historikern und dem Filmteam ausgewertet. „Viele Male ist sie durchgegangen und hat immer wieder Dinge, die sie belasten könnten, entfernt“, sagt Maischberger. „Das ist deutlich zu sehen. Da fehlen im Telefonbuch Seiten mit ‚H‘. Das ist klar, dass sie versucht hat, Belastendes zu vernichten. Und gleichzeitig sind im Nachlass dann doch überraschend viele Bekenntnisse.“

 Ist dieser Nachlass vielleicht eine Falle?

Und doch ist da die Frage: Ist dieser Nachlass vielleicht eine Falle? Ausgelegt von einer Narzisstin, die nie aufhörte, am eigenen Mythos zu arbeiten? „Das war natürlich die Herausforderung“, sagt Regisseur Andreas Veiel. „Also ich habe zwischendrin immer gedacht: Wer hat eigentlich die Lufthoheit? Hat sie vielleicht den Nachlass so raffiniert präpariert, dass ich glaube, jetzt habe ich das super Stück gefunden. Aber sie hat nur darauf gewartet, dass ein Regisseur kommt nach 20 Jahren und genau dieses Stück dann findet und die ihre Geschichte letztendlich erzählt.“

„Ich habe am Ende das Gefühl gehabt: vielleicht ja ist es auch ein spätes Bekenntnis in ihrer kleinen Schatulle“, sagt Maischberger. „Sie wusste, das wird erst nach ihrem Tod irgendwann mal möglicherweise jemand öffnen. Ein spätes Bekenntnis zu ihrer Ideologie. Das war für mich wirklich überraschend.“  Am deutlichsten wird das in den von ihr aufgezeichneten Telefonaten, in denen sie auch den Holocaust in Frage stellt.

 Heute vor 21 Jahren ist sie gestorben

An einigen Stellen beweist der Film, wo Riefenstahl log. Etwa, wenn er rekonstruiert, wie sie eben doch Zeugin eines Massakers wird. Neu sind die Erkenntnisse nicht immer. Am stärksten ist der Film, wenn er zeigt, wie schwierig es ist, den Manipulationsversuchen einer Populistin rhetorisch beizukommen. Alles wie heute. „Dieses Verdrehen von Wahrheiten, dieses Manipulieren, dieses sich selber so sehr ins Recht zu setzen, die Täter-Opfer-Umkehr. Es ist alles da, es ist wirklich alles da“, sagt Maischberger. „Es ist deshalb für mich ein sehr aktueller Film. Wir sprechen eine Generation an, die durchaus wieder im Nationalen ein Heil sehen könnte. Das ist die Zeit, in der wir uns bewegen.“

Die Verführbarkeit des Menschen: Leni Riefenstahl wusste sie zu nutzen. Heute vor 21 Jahren ist sie gestorben. Ihre Mechanismen nicht.

Stand: 08.09.2024 22:19 Uhr

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Bayerischer Rundfunk
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