SENDETERMIN So., 29.09.24 | 23:05 Uhr | Das Erste

Musik-Doku: "ZUCCHERO – Sugar Fornaciari"

Eine bittersüße Hommage an den melancholischen Jungen aus Roncocesi

Musik-Doku: "ZUCCHERO – Sugar Fornaciari"  | Video verfügbar bis 29.09.2025 | Bild: Matteo Girola / Filmperlen

Zucchero und der Blues: Er sei schon melancholisch geboren worden, lässt er wissen. Aber: Er kann auch anders.

Wie er dann unterm Vollmond des Bühnenhimmels tanzt, mit der im Lied besungenen dunklen Schönheit, mit seinem Publikum: Das ist solide durchgerockte Trauerarbeit. Melancholie-Therapie, die nun in einer Musik-Doku im Kino zu besichtigen ist.

"Das ganz große Gefühl": Valentina Zanella blickt tief ins Privatarchiv

Regisseurin Valentina Zanella
Regisseurin Valentina Zanella  | Bild: Filmperlen

"Dieser privat so zurückhaltende Mensch wird auf der Bühne zum mitreißenden Entertainer. Er liefert, was ihn ausmacht: Sein musikalisches Können – und Emotionen, das ganz große Gefühl", verspricht Regisseurin Valentina Zanella.

Für die Doku öffnete Zucchero das Privatarchiv: Bilder, Erinnerungen an sein Heimatdorf Roncocesi in der Emilia Romagna, das Leben eines introvertierten Bauernjungen, den die Lehrerin in der Schule "Zucker" ruft.

Die Sonntage in der Kirche, wenn der Pfarrer ihn nach der Messe an die Orgel lässt. Darauf spielt er "A Whiter Shade Of Pale", sein Lieblingslied. Die Eltern, bodenständige Leute, sind irritiert von den Interessen des Sohns, der sich als nächstes ein Saxophon besorgt: "Ich konnte nur die Tonleiter spielen und habe mich bei einer Band vorgestellt mit einem Lied aus drei Noten. Sie haben mich genommen!"

Im Schlager-Zirkus von San Remo durchgefallen

Später, mit Mikro statt Sax, schafft er es sogar nach San Remo, in den Schlager-Zirkus der Nation. Seine Nummer fällt durch, Zucchero wird Vorletzter und denkt: "Schluss mit dem Quatsch. Jetzt machst du nur noch Musik, die du wirklich machen willst." Bei einer Reise nach Louisiana entdeckt er den Blues – und eine Seelenverwandtschaft mit schwarzen Musikern: "New Orleans war eine Offenbarung, ich fühlte mich sofort zuhause. Ich dachte: 'Hier warst du schon immer, hier bist du geboren.'"

Blues im Land des Bel Canto, Durchbruch in der Royal Albert Hall

In den Neunzigern schafft Zucchero seinen Durchbruch.
In den Neunzigern schafft Zucchero seinen Durchbruch. | Bild: Luigi Rizzo / Filmperlen

Der Blues. Ausgerechnet. Gibt Regisseurin Valentina Zanella zu bedenken: "Italien ist das Land des Belcanto, der Oper. Aber Blues? Den hat Zucchero uns geschenkt! Und, indem er ihn auf Italienisch sang, hat er uns erklärt, worum es beim Blues geht."

Zwölf Takte, drei Akkorde und die Blue Notes: Miles Davis gibt die coole Trompete dazu.

Dann geht es Anfang der Neunziger Schlag auf Schlag. Eric Clapton lädt ihn ein in den Tempel der Musik, die Royal Albert Hall in London. Beim Tribute-Concert für Freddy Mercury packt ihn die Panik. David Bowie, Elton John – alle sind sie da. Zucchero greift zum Zettel, den seine kleinen Töchter ihm mitgegeben haben.  

"Da stand: Los, auf die Bühne, sei kein Spielverderber!"

"Senza Una Donna", dafür Duett mit Pavarotti

Die Trennung von der Mutter der beiden, das Ende der Liebe, kommt für Zucchero dem persönlichen Untergang nah. Jahrelange, schwere Depressionen folgen.

"Gerade als er es als Musiker endgültig geschafft hat, kommt dieser Absturz. Zucchero muss allein wieder von vorn anfangen, sich zurechtfinden mit sich selbst, seiner Angst", erklärt Regisseurin Valentina Zanella. Er trommelt sich frei. Es geht auch ohne Frau: "Senza Una Donna". Im Duett mit Luciano Pavarotti feiert Zucchero die Rückkehr ins Leben, die Versöhnung von Kopf, Bauch und Herz. Aus Roncocesi gratuliert endlich auch der Vater: Bravo, Zucchero. "Ich habe stets auf meine Herkunft bestanden: Italien, das Land von Verdi und Pavarotti: Auch die sind in mir."

Die Doku, eine bittersüße Hommage an den melancholischen Jungen aus Roncocesi, für alle Welt nur: Zucchero.

Autor TV-Beitrag:
Andreas Lueg

Kinotipp
"Zucchero"
Regie: Valentina Zanella / Giangiacomo De Stefano

Stand: 30.09.2024 16:58 Uhr

2 Bewertungen
Kommentare
Bewerten

Kommentare

Kommentar hinzufügen

Bitte beachten: Kommentare erscheinen nicht sofort, sondern werden innerhalb von 24 Stunden durch die Redaktion freigeschaltet. Es dürfen keine externen Links, Adressen oder Telefonnummern veröffentlicht werden. Bitte vermeiden Sie aus Datenschutzgründen, Ihre E-Mail-Adresse anzugeben. Fragen zu den Inhalten der Sendung, zur Mediathek oder Wiederholungsterminen richten Sie bitte direkt über das Kontaktformular an die ARD-Zuschauerredaktion: https://hilfe.ard.de/kontakt/. Vielen Dank!

*
*

* Pflichtfeld (bitte geben Sie aus Datenschutzgründen hier nicht Ihre Mailadresse oder Ähnliches ein)

Kommentar abschicken

Ihr Kommentar konnte aus technischen Gründen leider nicht entgegengenommen werden

Kommentar erfolgreich abgegeben. Dieser wird so bald wie möglich geprüft und danach veröffentlicht. Es gelten die Nutzungsbedingungen von DasErste.de.

Sendetermin

So., 29.09.24 | 23:05 Uhr
Das Erste

Produktion

Mitteldeutscher Rundfunk
für
DasErste