Sa., 24.04.21 | 16:00 Uhr
Das Erste
Besser als Sex? Mit Selbstoptimierung zur Ekstase
Lifestyle-Biohacker wie Max Gotzler machen nichts ohne Grund. Jede Aktion dient der Leistungssteigerung und der Selbstoptimierung. Beispiel: In Badehosen Skifahren macht zwar auch Spaß, doch vor allem kurbelt es den Stoffwechsel an. Der ehemalige Profi-Basketballer will die optimale Version seiner selbst erreichen. Sprich: sich durchgehend stark und vor allem glücklich fühlen. Selbstverantwortung ist das Motto für Körper und Geist. Vor diesem Hintergrund ist es Gotzlers Ziel, seine Biologie immer weiter zu entschlüsseln, beziehungsweise das System zu "hacken". Sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse zu Gesundheit und Psyche, als auch Selbstexperimente und Selbstvermessung sind die probaten Hilfsmittel – das versteht man unter Biohacking.
Der Tag braucht eine Struktur
Doch nicht nur waghalsige Aktionen spielen im Leben des Biohackers eine wichtige Rolle. Vor allem Routinen und klar strukturierte Tage sollen dazu dienen, das Gehirn zu entspannen. Morgens nach dem Aufstehen, verfolgt Gotzler immer wieder dieselben Rituale: Meditation, leichter Sport, erst Wasser und dann Bullet-Proof Coffee trinken. Das ist ein Spezial-Kaffee mit Butter, der den Hunger drosseln soll.
Danach checkt Gotzler via Handy-App die Qualität seines Schlafs. Auf nicht so gute Werten reagiert er mit der Ausdehnung seiner Meditation. Neurowissenschaftler bestätigen, dass wiederkehrende Tätigkeiten und Rituale dazu beitragen, Gehirnwellen zu verlangsamen. Dadurch beruhigen sich Körper und Geist.
In den FLOW durch körpereigene Drogen
Neben Gesundheit und aufgeräumter Psyche haben Biohacker ein ganz großes Ziel: Ekstase durch körpereigene Drogen. FLOW ist der wissenschaftlich definierte Zustand, um den sich alles dreht. Der Urheber des Begriffs, der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi, beschreibt diesen Moment als optimale Erfahrung im Spannungsfeld von Langeweile und Angst.
Hirnforscher bestätigen, dass in diesem Bewusstseinszustand tatsächlich körpereigene Drogen in Form von Neurotransmittern, wie zum Beispiel Dopamin und Serotonin, ausgeschüttet werden. Man muss dafür zwar viel Zeit investieren in Form von Sport, gesunder Ernährung und wiederkehrenden Routinen. Das Gute daran sei aber, dass der Kater nach dem ekstatischen Hochgefühl ausbleibt.
Gotzler: 100.000 Follower
Seine Erkenntnisse vermittelt Gotzler als Buchautor und als Influencer mit über 100.000 Followern via Instagram und Co. Dabei gibt der studierte Psychologe Ernährungstipps, Informationen zu Nahrungsergänzungsmitteln, zum richtigen Atmen und Meditieren oder Eisbaden. Wo es möglich ist, untermauert er seine Erkenntnisse mit wissenschaftlichen Studien. Kritiker empfehlen jedoch, immer noch einmal genau zu prüfen, was einem da erzählt wird. Den Körper wie einen Computer zu hacken, halten sie für unmöglich. Auch Gotzler selbst betont immer wieder, dass jeder für sich selbst herausfinden müsse, was einem wirklich guttut.
Autorin: Sigrid Lauff (SWR)
Stand: 16.05.2021 22:26 Uhr