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Precycling statt Recycling

Grafik mit dem Schriftzug Precycling
Precycling bedeutet Verpackungen zu vermeiden, wo immer es geht. | Bild: SWR

Die beste Verpackung ist die, die man nicht braucht. Doch in der deutschen Verpackungs- und Abfallstrategie liegt der Fokus woanders. Man setzt nicht darauf Verpackungen zu vermeiden, sondern vor allem auf Recycling, also darauf, möglichst viele Verpackungsabfälle wiederzuverwerten. Die Recycling-Quote zu steigern ist sicher ein wichtiges Ziel im Kampf gegen den Verpackungswahnsinn. Trotzdem sehen Umweltexpert*innen die Strategie kritisch, fast alles auf die Recycling-Karte zu setzen. Denn damit würde man nur die Symptome bekämpfen, so ihr Einwand. Wichtiger sei es, Verpackungen zu vermeiden, damit Recycling erst gar nicht notwendig wird. Genau hier kommt das Precycling-Konzept ins Spiel, denn es bedeutet, Verpackungen konsequent zu vermeiden, wo immer es geht. Dabei verfolgt das Konzept einer klaren Hierarchie in drei Stufen.

Precycling-Konzept – Stufe 1: Verweigern

Konsequentes Precycling "verweigert" Verpackungen, wo immer möglich. Zum Beispiel, indem man Wasser aus er Leitung trinkt, statt aus Flaschen – ist sicher und geht komplett verpackungsfrei. Oder statt Fertiggerichte zu konsumieren, lieber selbst den Kochlöffel in die Hand nehmen. Wer Obst und Gemüse auf dem Markt kauft, kommt ebenfalls komplett ohne Verpackungen aus. Die Beispiele sind nicht neu, bieten aber noch viel Potenzial, sind wirksam und vor allem leicht anzuwenden.

Precycling-Konzept – Stufe 2: Reduzieren

Grafik mit dem Schriftzug Verpackung reduzieren
Verpackung die man nicht verweigern kann, muss reduziert werden. | Bild: SWR

Verpackungen, die sich man nicht verweigern kann – und das sind zugegebenermaßen viele – will das Precycling-Konzept auf ein Minimum reduzieren. Dabei geht es zum Beispiel darum, so wenig vorportionierte Verpackungen wie möglich zu kaufen. Denn möglichst große, einfach gehaltene Behältnisse sorgen für ein optimales Verhältnis zwischen Verpackung und Inhalt.

Total überflüssig sind Umverpackungen, wie zum Beispiel kleine Gummibärchentüten in einer großen Gummibärchentüte oder Pappschachteln für Zahnpastatuben. Die Liste ließe sich beliebig verlängern und gerade in solchen marketinggesteuerten Verpackungs-Gimmicks zeigt sich die gesamte Bandbreite des Verpackungsproblems.

Precycling-Konzept – Stufe 3: Wiederverwenden

Verpackungen, die sich nicht verweigern oder reduzieren lassen, sollen der in der Precycling-Hierarchie so oft wie möglich wiederverwendet werden. Dabei setzt man, wo immer möglich, auf kommerzielle Mehrweglösungen – egal ob bei Getränken oder Joghurt. Was sich Nachfüllen lässt, wird nachgefüllt. In Unverpacktläden gehört das längst zum Standard, doch auch in Supermärkten werden immer mehr Nachfüll-Lösungen angeboten. Wo es keine kommerziellen Mehrwegangebote gibt, empfiehlt Precycling auf eigene Lösungen zurückzugreifen – zum Beispiel die eigene To-Go-Behältnisse ins Restaurant mitzubringen.

Recycling kommt ganz am Ende

Grafik mit dem Schriftzug Precycling und Recycling
Die beste Strategie: Precycling und Recycling. | Bild: SWR

Nur die Verpackung, die sich nicht verweigern, reduzieren oder wiederverwenden lässt, soll ins Recycling gehen. Alle Precycling-Stufen bestehen aus vielen kleinen, individuellen Schritten, die aber in der Summe viel bewirken können. Würde das Konzept konsequent im privaten Bereich und auch von Industrie und Handel angewandt, sehen Expert*innen großes Potenzial: zwischen 20 und 50 Prozent an Verpackungen könnte man mit Precycling einsparen, der Beweis dafür steht jedoch noch aus.

Das liegt allerdings hauptsächlich daran, dass Precycling noch längst nicht in der Gesellschaft angekommen ist. Denn wer heute konsequentes Precycling betreiben will, muss sein Leben mit viel Eigeninitiative an diese Mission anpassen. Zugegeben, zu viel verlangt für eine breitere Akzeptanz, viele ziehen da nicht mit. Deshalb fordern Umweltverbände vom Handel, schon von sich aus mehr Möglichkeiten zur Verpackungsvermeidung anzubieten und von der Politik, Precyling konsequent zu fördern. Damit Precycling und Recycling zu gleichberechtigten Säulen einer nachhaltigen Verpackungsstrategie werden können.

Autor: Niels Waibel (SWR)

Stand: 25.05.2021 12:15 Uhr

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