Sa., 18.04.20 | 16:00 Uhr
Das Erste
Allergie-Alarm: Wo in Deutschland wohnt es sich mit Allergie am besten?
Allergien nehmen zu! Klimawandel und die dadurch längeren Blüh- und Belastungsphasen, aggressivere Pollen – etwa durch Feinstaub –, aber auch neue Pollenarten können ein Grund dafür sein. Diese Bedingungen sind von Ort zu Ort unterschiedlich. Die Lausitz und Berlin zum Beispiel sind stärker von Beifuß-Pollen betroffen als das Rheinland, wo eher der Götterbaum, Eibe und Brennnessel Menschen mit Heuschnupfen piesacken. In Baden-Württemberg gibt es dagegen aufgrund der geographischen Gegebenheiten und der landwirtschaftlichen Strukturen (Korn- und Maiskammer der Republik) viele Schimmelpilzsporen.
Stadt oder Land?
Eine Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland zeigt, dass Großstädter im Vergleich zu Landbewohnern häufiger unter allergischen Erkrankungen wie Asthma, Heuschnupfen, Neurodermitis oder Nahrungsmittelallergien leiden. Der Anteil der Menschen, die einmal in ihrem Leben von einer dieser Krankheiten betroffen sind, steigt mit der Größe des Wohnorts: In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern sind es 29 Prozent, in mittelgroßen Städten mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern 30 Prozent, in Großstädten 33 Prozent. Einige Forscher*innen vermuten, dass die Luftverschmutzung in den Städten vermehrt Allergien auslösen könnte. Studien zeigen, dass Stickoxide die Entstehung von Allergien begünstigen und bei einigen Menschen die allergischen Symptome auch verschlimmern können.
Manche Wissenschaftler*innen führen auch die sogenannte Hygiene-Hypothese an, um zu erklären, weshalb Landmenschen seltener an Allergien erkranken. Demnach entsteht die Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen oft gar nicht erst, wenn Menschen schon in den ersten Lebensjahren mit bestimmten Mikroorganismen in Kontakt kommen. Anders gesagt: Der ländliche Dreck, die Vielfalt an Mikroorganismen, härtet ab! Allerdings treten die stärkeren allergischen Reaktionen zumeist auf dem Land auf. Denn dort sind viel mehr Pollen und viel mehr verschiedene Pollenarten in der Luft als in der Stadt.
Berge oder Meer?
Für viele geplagte Allergiker*innen sind die Berge ein guter Zufluchtsort. Oberhalb der Waldgrenze – in den deutschen Alpen zwischen 1.800 und 2.500 Metern – gibt es nur noch wenige Bäume, die blühen. Und die Gräser, von denen es dort oben auch nicht so viele gibt, sind meist nach nur wenigen Wochen schon abgeblüht. Hausstaubmilben und Schimmelpilzsporen kommen in dieser Höhe ebenfalls nur noch selten vor – wie Untersuchungen der Umweltforschungsstation "Schneefernerhaus" in den bayrischen Alpen zeigen. Nachteil: In den hohen Bergen ist das Jobangebot äußerst beschränkt. Dennoch: Für den Urlaub können Berge – wie auch das Meer – gerade Pollenallergiker*innen Linderung verschaffen.
Am Meer hält der Seewind Pollen aus dem Landesinneren meist fern. Die hohe Luftfeuchtigkeit und der Salzgehalt der Luft wirken zudem schleimlösend auf die Atemwege, auch ist die jodhaltige Luft wie eine Dauerinhalation für gestresste Atemwege. Doch bei starkem Wind können die Pollen auch in Küstennähe oder sogar aufs Meer getragen werden. Bei den üblichen südwestlichen und westlichen Winden, die in Deutschland vorherrschen, fliegen manche Pollen sogar bis zu 400 Kilometer weit. Vorteilhafter könnten Strände in südlichen Ländern sein – etwa auf den Kanarischen Inseln, an der Atlantikküste oder in Nordafrika –, wo andere Pollenarten unterwegs sind als die, über die sich Allergiker*innen in Deutschland ärgern.
Prinzipiell reagiert jeder Mensch aber unterschiedlich. Das heißt, es ist möglich, dass von zwei Menschen, die auf die gleichen Pollen allergisch reagieren, der eine an einem bestimmten Ort keine Symptome zeigt, der andere aber schon.
Fazit: Nur in Polarregionen scheinen Pollen-Allergiker*innen derzeit noch Ruhe zu finden.
Autor: Christoph Goldbeck (SWR)
Stand: 18.04.2020 16:53 Uhr